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Die Bedeutung von Unternehmensberatungen in der strategischen Stadtentwicklung

Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung von 2014 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 259207120
 
Zum Ende des letztens Jahrtausends haben große Unternehmensberatungen ein neues Beratungsfeld entdeckt: die Stadt- und Regionalpolitik. Insbesondere McKinsey & Co, aber auch Roland Berger Strategy Consultants erstellen Studien über die Entwicklungspotenziale von Städten wie Hamburg, Dortmund oder Essen und haben dort maßgeblichen Einfluss auf stadtpolitische Schwerpunktsetzungen. Große Beratungsunternehmen beeinflussen insbesondere die Ausrichtung übergeordneter Ziele, also die strategische Stadtentwicklung. Dieses bisher weitgehend ignorierte Verhältnis erzeugt das Problem doppelt exklusiver Stadtpolitik: in Bezug auf entscheidende Akteure sowie in Bezug auf die Gleichsetzung von Stadt- und Wirtschaftspolitik. Von diesem Ausgangsproblem ausgehend widmet sich das geplante Forschungsprojekt der systematischen Verschiebung von Entscheidungskompetenzen über die Grundausrichtung städtischer Politiken. Diese steht, so die These, für eine post-politische Konsensorientierung des fragmentierten Wachstums. Die Analyse zielt darauf, die Entstehung neuer stadtpolitischer, strategisch angelegter Ziele durch den Einfluss von Beratungsunternehmen erklären zu können und gleichzeitig zu zeigen, auf welche Weise stadtpolitische Ziele auch in Zeiten kommunaler Haushalts- und Legitimationskrisen durchsetzbar gemacht werden. Im Anschluss an Theorien zur Repräsentation des Raumes und zur postpolitischen Stadt sowie unter Zuhilfenahme der dokumentarischen Methode soll das Verhältnis von Beratung und Stadtpolitik erschlossen werden: Der erste Schritt ist eine umfassende Bestandsaufnahme von Akteuren und Formen der externen Beratung in der Stadtpolitik in deutschen Städten. Im zweiten Schritt werden die Beratungsdokumente für sechs Fallstudien inhaltsanalytisch auf ihre thematische Zuschneidung sowie Argumentationsmuster untersucht. Im dritten und zentralen Schritt werden in den Fallstädten Interviews zur Bewertung der Beratungsprozesse geführt, aus denen relevante Orientierungsrahmen stadtpolitischer Akteure herausgelesen werden sollen, um auf die funktionale und inhaltliche Bedeutung von Beratung schließen zu können. Insgesamt werden die Ergebnisse schließlich theoretisch zu einem Konzept stadtpolitischer Entscheidungsprozesse im Spannungsfeld von Expertise und Beteiligung verdichtet. Konzeptionell leistet die Studie einen Beitrag zur Ausdifferenzierung der Debatten um Post-Politisierung des Städtischen, indem sie Varianten ihrer Funktionsweisen ausarbeitet. Praktisch leistet sie einen Beitrag zur Adressierung und Problematisierung gegenwärtiger städtischer Entscheidungsprozesse.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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