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Hängt die Validität von Personenbeurteilungen von der affektiven Beziehung zwischen urteilender und beurteilter Person ab?
Antragsteller
Professor Dr. Daniel Leising; Professor Dr. Johannes Zimmermann
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung
Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 259428845
Das Projekt soll klären, inwiefern eine bestehende emotionale Beziehung zwischen urteilender und beurteilter Person einen Einfluss darauf hat, wie zutreffend Personenbeurteilungen sind. Frühere Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass wir Menschen, die wir gern mögen, in stereop positiver Weise beurteilen. Beschreibungen gemochter Personen sind einander also ähnlicher als Beschreibungen nicht gemochter Personen. Dies könnte dazu führen, dass solche Beschreibungen weniger aussagekräftig werden, weil die beurteilten Personen dadurch austauschbarer erscheinen. Im hier beantragten Projekt werden Personen von mehreren anderen beurteilt, die ihnen unterschiedlich positiv gegenüberstehen. Die Beurteilungen werden dann im Hinblick darauf verglichen, wie gut sie die Lebenssituation der beurteilten Personen ein Jahr später vorhersagen können (dies ist die zentrale "abhängige Variable"). Es wird erwartet, dass Urteiler mit eher kritischen Einstellungen dabei Beiträge zur Vorhersage leisten können, die weder den beurteilten Personen selbst, noch ihnen nahestehenden anderen möglich sind. Die Ergebnisse der Studie sind in dreifacher Hinsicht relevant: Erstens werden Frembeurteilungen der Persönlichkeit in Forschungsstudien in der Regel von Personen abgegeben, die den beurteilten Personen sehr nahestehen. Das Projekt soll klären, inwieweit diese Praxis zu einem Informationsverlust führen kann (d.h. wichtige Personmerkmale werden so übersehen). Zweitens hat das Projekt wichtige Implikationen für die sozialpsychologische Theoriebildung. Es wird angenommen, dass in der zwischenmenschlichen Beziehungsregulation ein gewisser Konflikt zwischen Loyalität und Genauigkeit besteht: Wir sollten einerseits versuchen, möglichst zutreffende Eindrücke von anderen Personen zu gewinnen, um deren Verhalten vorhersagen und uns erfolgreich in unserem sozialen Umfeld bewegen zu können. Andererseits wollen Menschen sich aber auch als Teil einer verlässlichen Gruppe von Freunden und Unterstützern fühlen können. Das Projekt kann klären helfen, inwiefern das letztere Ziel auf Kosten des ersteren verwirklicht wird (nehmen Menschen ihnen nahestehende andere in übermäßig positiver Weise wahr, um den Gruppenzusammenhalt zu bewahren?). Drittens kann das Projekt zeigen, ob wir durch systematische Befragung von Personen, deren Urteil wir normalerweise eher nicht einholen würden (unsere Kritiker), substanziell etwas über uns selbst dazulernen können. Dies würde eine starke empirische Rechtfertigung für einige der am weitesten verbreiteten psychologischen Interventionsformen (z.B. 360-Grad-Feedback) liefern.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen