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Pfründen in Babylonien in altbabylonischer Zeit (2000-1600 v. Chr.)

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2014 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 259495961
 
Der Terminus "Pfründe" bezeichnet in der Altorientalistik das Recht auf ein Einkommen vom Tempel als Gegenleistung für erbrachte Dienste im Kult der Götter. Nach den keilschriftlichen Quellen Mesopotamiens zählten zu diesen Diensten die Bewachung und Instandhaltung von Tempelgebäuden sowie die Zubereitung und Darbringung von Opfern. Das Einkommen für solche Dienste konnte - soweit bisher bekannt - bestehen in Versorgungsfeldern, überzähligen, zur Verarbeitung vom Tempel ausgegebenen Rohmaterialien oder Anteilen an Opferspeisen. Als Entlohnung der wesentlich am Kult einer Gottheit beteiligten Personen sind Pfründen ein wichtiger Bestandteil der Tempelwirtschaft. Inhaber von Pfründen machten einen einflussreichen Teil der mesopotamischen Gesellschaft aus.Auskunftsreiche Quellen - Verwaltungs- und Rechtsurkunden, z.T. auch Ritualtexte - sind in größerem Umfang aus der altbabylonischen Zeit (2000-1600 v. Chr.) sowie aus der neubabylonischen und seleukidischen Zeit (1. Jt. v. Chr.) bekannt. Während Pfründen für die späteren Perioden gut erforscht sind, fehlen Untersuchungen zum Pfründenwesen in altbabylonischer Zeit weitgehend. Die jüngste und bislang einzige umfangreichere Studie speziell zu Pfründen in altbabylonischer Zeit ist bereits knapp 60 Jahre alt (Cocquerillat 1955). Seitdem ist das publizierte Quellenmaterial erheblich angewachsen und es wurden neue Forschungsansätze entwickelt, vor allem die Untersuchung der Quellen nach Archiven.Ziel des Forschungsvorhabens ist es, anhand aller publizierten altbabylonischen Urkunden unter Berücksichtigung von Familien- und Archivzusammenhängen das Pfründenwesen in altbabylonischer Zeit systematisch darzustellen mit seiner Bedeutung für Gesellschaft, Recht, Wirtschaft, Politik und Religion. Als Ausgangspunkt dient die Stadt Nippur, für Jahrhunderte das bedeutendste religiöse Zentrum des südlichen Zweistromlandes. Die Befunde für weitere Städte Babyloniens, besonders Sippar, Isin, Larsa und Ur, sind demjenigen für Nippur vergleichend gegenüberzustellen.Der wichtigste Arbeitsschritt besteht in der Erstellung einer Prosopographie der Pfründeninhaber und ihrer Familien in Nippur. Mithilfe dieser Prosopographie lassen sich Erkenntnisse darüber gewinnen, wer unter welchen Voraussetzungen Pfründen besitzen, veräußern und erwerben konnte; aus welchen Familien Pfründeninhaber stammten; mit wem sie interagierten, z.B. durch Heirat oder Handel; welchen Rang sie in der Gesellschaft einnahmen und was sie als soziale Gruppe definierte. Zu erwarten sind grundlegende Erkenntnisse u.a. über die Bedeutung von Pfründen als Handelsgut, die Art des Pfründeneinkommens, z.B. aus Versorgungsfeldern, den vermehrten Pfründenhandel in Krisenzeiten und die Organisation des Pfründenwesens an den Tempeln.Das Thema soll in einem breiten Spektrum von Aspekten der Sozial-, Wirtschafts-, Rechts- und Religionsgeschichte des alten Mesopotamien untersucht werden. Die Ergebnisse werden daher in vielfacher Hinsicht von Bedeutung sein.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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