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Wirtschafts, Umwelt- und Klimageschichte der Eisenzeit im Inneren Kongobecken (Demokratische Republik Kongo)

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 259660494
 
Das Innere Kongobecken (IKB) zählt zu den historisch am schlechtesten erforschten Regionen nicht nur Zentralafrikas, sondern des gesamten subsaharischen Raums. Dies trifft insbesondere auf die vergangenen 2500 Jahre zu, während derer sich erstmals Menschen dauerhaft dort niederließen und sowohl die zu ihren heutigen Umweltverhältnissen als auch den aktuellen soziokulturellen, ethnischen und sprachlichen Gegebenheiten und Dynamiken führenden naturräumlichen und kulturellen Veränderungen eintraten. Zwar ergab ein in den 1970er und 80er Jahren von der DFG gefördertes Projekt eine detaillierte Keramik- und Siedlungssequenz von ca. 400 v. Chr. bis heute, doch blieben Umwelt- und Wirtschaftsgeschichte dieses Zeitraums nahezu vollständig unbekannt. Die Töpferei ist archäologisch gut als wesentliche früheisenzeitliche Innovation im IKB belegt, aber ein gleichzeitiger Beginn von Nahrungsproduktion und Eisenmetallurgie kann bislang nur vermutet werden. Keine dieser kulturellen Neuerungen entstand autochthon im IKB, sondern alle gelangten per Migration dorthin. Daten aus Westzentralafrika stellen die Ausbreitung dieser Technologien in den naturräumlichen Kontext einer gravierenden Klimakrise der zweiten Hälfte des letzten vorchristlichen Jahrtausends. Sie führte zu einer partiellen Auflichtung des Regenwalds zugunsten von Pionierpflanzengesellschaften, die in Südkamerun für kurze Zeit den Anbau des Savannengetreides Perlhirse ermöglichte. Jüngst bekannt gewordene Funde früheisenzeitlicher Perlhirse aus dem IKB lassen dort ähnliche Prozesse möglich erscheinen.Das beantragte Projekt will folgende Fragen beantworten: 1. Beeinflusste die früheisenzeitliche Klimakrise auch das IKB? 2. Schuf die dahinter stehende Klimaschwankung naturräumliche Voraussetzungen für eine auf Perlhirse basierende initiale Regenwaldwirtschaft im IKB? 3. Wie entwickelte sich die Vegetation des IKB während der vergangenen 2500 Jahre im Wechselspiel von Klimawandel und anthropogener Einwirkung? 4. Wann und mit welchen Arten begann die Haustierhaltung im IKB? 5. Welche pflanzlichen Grundnahrungsmittel konsumierten die Bevölkerungen des IKB zwischen 400 v. Chr. und dem Vorabend der europäischen Kolonisation? 6. Stimmt die Hypothese, dass die Eisenmetallurgie im IKB zur selben Zeit begann wie in Nachbarräumen, nämlich um die Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr.?Archäologische Prospektionen und Ausgrabungen im Umfang von 40 Geländewochen dienen der systematischen Bereitstellung archäobotanischer und -zoologischer Proben aller Hauptperioden der regionalen Eisenzeit. Zudem ist die Erstellung eines Pollenprofils für die letzten 2500 Kalenderjahre geplant. Umfassende Analysen der botanischen Großreste und Pollen, von Phytolithen und Faunenresten sollen diachrone Erkenntnise zum eisenzeitichen Klima- und Vegetationswandel sowie zur menschlichen Ernährung und Landnutzung liefern. Neue 14C-Datierungen sind zur Absicherung schwach belegter Abschnitte der regionalen Kultursequenz beabsichtigt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Belgien
 
 

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