Kapitulation im Kino. Zur Kultur der Besatzung im Jahr 1945
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Allen Besatzungsmächten galt Kultur als ein bewährtes Mittel der Diplomatie, bald nach Kriegsende wurden Künstler und berühmten Ensembles in das besetzte Land entsendet und für die Aufführung klassischer Konzerte, Kunstausstellungen und Theateraufführungen gesorgt. Im Fokus der Politik stand jedoch die Hochkultur. Film und Kino, wie überhaupt die populäre Kultur wurden - wenn überhaupt - nur am Rande bedacht. Es waren Nebenschauplätze alliierter Besatzungspolitik. Sie standen jedoch im Zentrum der Betrachtung. Die populäre Kultur, das Massenvergnügen, hat sich als ein lohnender Ausgangspunkt erwiesen, um die Geschichte der Nachkriegszeit aus einer trans- bzw. crosskulturellen Perspektive zu erzählen, um jenseits der dominanten Ost-West-Disparitäten neue Erkenntnisse über wechselseitige kulturelle Aneignungen und Durchdringungen der beteiligten Kulturen (Alliierte und Deutsche) zu gewinnen. Die Besatzung Deutschlands erzeugte einen speziellen geographischen und sozialen Raum, eine „contact zone" (Pratt 1992), in der disparate Kulturen aufeinander stießen und unter den asymmetrischen Verhältnissen von Dominanz und Unterordnung „consensual cultural values" (Uricchio/Pearson 1993) aushandelten, die für unser Selbstverständnis noch heute von entscheidender Bedeutung sind. Es wurde der Versuch unternommen, einen Zugang zum Verstehen der fremden, chaotischen, liminalen Nachkriegswelt zu finden. Es entspricht dem Konzept, die Unterschiedlichkeit der Perspektiven, die Vielfalt der Deutungen des Geschehens, die Mannigfaltigkeit der Handlungsmöglichkeiten in ihrer Komplexität und Widersprüchlichkeit aufzuzeigen. Aus den geschilderten Beobachtungen, den Diskursen und kursierenden Geschichten lässt sich nicht die eine Wahrheit herauslösen. Es war so, und im nächsten Augenblick war alles wieder ganz anders. Es zeichnen sich in diesem Tableau gegensätzlicher Darstellungen des Geschehens jedoch Muster ab, Cluster und Knoten, an denen sich die Diskussion immer wieder entzündete, wo um Erklärungen gerungen wurde und um Handlungsstrategien, wo Ansprüche aufeinander trafen und Erwartungen artikuliert wurden. Sie stellen das eigentliche Ergebnis der Untersuchung dar.