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Die Effekte kultureller Diversität auf Innovation und die Bereitstellung öffentlicher Bildung: Evidenz aus Preußen im 19. Jahrhundert

Antragsteller Dr. Francesco Cinnirella
Fachliche Zuordnung Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 260621591
 
Eine zunehmende Anzahl an Forschungsarbeiten beschäftigt sich mit den Kosten und dem Nutzen kultureller Vielfalt. Auf der einen Seite kann kulturelle Vielfalt die Produktivität erhöhen, da die Spezialisierung in verschiedene ethnische, sprachliche und religiöse Gruppen Komplementaritäten begünstigen kann. Auf der anderen Seite kann die Vielfalt aufgrund von unterschiedlichen Präferenzen zu geringerer Umverteilung und Unterversorgung mit öffentlichen Gütern führen. Dieses Projekt beabsichtigt, neue empirische Erkenntnisse über Kosten und Nutzen der kulturellen Vielfalt unter den spezifischen Umständen des 19. Jahrhunderts in Preußen zu liefern.Erstes Ziel ist es, die Rolle der kulturellen Vielfalt für die Innovationstätigkeit zu untersuchen. Dabei wird insbesondere der Effekt der religiösen Vielfalt auf Patentaktivitäten beleuchtet. Die Analyse preußischer Daten erweist sich hierfür als ideale Forschungsgrundlage, denn aus historischen Gründen ist Preußen durch das Zusammenleben von Protestanten, Katholiken und Juden von einer starken religiösen und ethnischen Heterogenität geprägt. Anhand von Volkszählungsdaten auf Kreisebene über die religiöse Zusammensetzung der Bevölkerung im Jahr 1815 können wir exogene Variation in der religiösen Vielfalt im Jahr 1871 identifizieren und damit ihren kausalen Effekt auf die Innovationstätigkeit schätzen.Das zweite Ziel ist es, die Mechanismen hinter dem Effekt von Diversität auf die Innovationstätigkeit zu beleuchten. Das ist möglich mithilfe von Daten über die religiöse Zugehörigkeit in verschiedenen Branchen, die im Rahmen einer Berufszählung in Preußen im Jahr 1882 erhoben wurden. Diese Analysen ermöglichen uns die Erkenntnis, ob die Komplementarität zwischen den verschiedenen Kulturen nur für bestimmte Branchen einen Effekt auf die Innovationstätigkeit hatte. Darüber hinaus werden wir das Bestehen von Spillover-Effekten untersuchen. Insbesondere können wir testen, ob die kulturelle Vielfalt als Kanal für Spillover von technologischem Wissen wirkte und analysieren, inwieweit die Diversität die Verbreitung von Technologie über technologisch und geografisch verbundene Branchen förderte.Schließlich wollen wir die Wirkung sprachlicher und religiöser Zersplitterung auf die Bereitstellung öffentlicher Schulen analysieren. Die Koexistenz von sprachlich heterogenen Gruppen könnte in Konflikt stehende Präferenzen in Bezug auf die Art des Angebots an öffentlicher Bildung hervorgebracht haben. Dies wiederum könnte zu einer Unterversorgung des öffentlichen Schulsystems in Form einer geringeren Anzahl an neuen Schulen oder einer geringeren Zahl an Lehrern geführt haben. Anhand von neuen Daten über die Sprache und Religion von Grundschülern und Daten über zentrale und lokale Ausgaben für die öffentliche Bildung können wir einschätzen, wie religiöse und sprachliche Diversität die Finanzierung öffentlicher Schulen auf lokaler Ebene beeinflusst.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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