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Das Zusammenspiel von Geld- und Fiskalpolitik
Antragsteller
Professor Dr. Alexander Kriwoluzky
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung
Förderung von 2014 bis 2015
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 260768860
Vor der Finanzkrise von 2008 war es Konsens unter Makroökonomen, Geld-und Fiskalpolitik getrennt zu untersuchen. Die Unabhängigkeit der Zentralbank wurde allgemein als gesichert betrachtet, und für die Stabilisierung der Wirtschaft war vor allem die Geldpolitik, nicht aber die Fiskalpolitik verantwortlich. Die globale Finanzkrise hat diese Grundfesten der Makroökonomie erschüttert. Als sich die Finanzkrise zu einer Staatsschuldenkrise mit hohen Zinsen auf Staatsschulden entwickelte, sah sich Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) gezwungen, bekannt zu geben, dass die EZB die Stabilität der Staatsanleihemärkte gewährleisten werde. Indem sie die Renditen auf Staatsanleihen bei ihrer Entscheidung über die Geldpolitik berücksichtigt, verwischt die EZB die einst klare Trennung zwischen Geld- und Fiskalpolitik. Auch ein weiterer Konsens der Makroökonomie, nämlich dass Konjunkturpakete nicht effektiv sind, wird in der Krise vermehrt in Frage gestellt. Der Hintergrund für die mögliche Effektivität von Konjunkturpaketen ist, wie neue Forschung zeigt, dass der kurzfristige Zinssatz, das wichtigste Instrument der Zentralbank, an der Zinsuntergrenze liegt. Diese Entwicklungen zeigen, dass Fiskal- und Geldpolitik, vor allem nach der Finanzkrise, eng miteinander verknüpft sind. In den Projekten dieses Antrags habe die Absicht, die Auswirkungen dieses Zusammenspiels auf das Bruttosozialprodukt, die Inflation und die Staatsverschuldung zu studieren.Erstens möchte ich untersuchen, inwiefern Fiskalpolitik bei der Bestimmung der Innovationen der Geldpolitik eine Rolle spielen. Diese Innovationen werden verwendet, um den Beitrag der Geldpolitik zur Entwicklung der Inflation zu analysieren. Problematisch ist, dass sich die Innovationen, die Forscher mit einem anekdotischem Ansatz bestimmen, sehr stark von denen unterscheiden, die Forscher mit der Schätzung eines Zeitreihenmodells erhalten. Die Berücksichtigung fiskalpolitischer Variablen könnte diese Unterschiede verringern. Das zweite Projekt geht von der Beobachtung aus, dass sich die Beziehung zwischen Inflation und öffentlichen Defiziten über die Zeit verändert. Die Frage ist, ob diese Veränderungen vom Zusammenspiel zwischen Geld- und Fiskalpolitik abhängig sind. Falls sie es sind, ist das ein wichtiger Anhaltspunkt für die theoretische Modellierung von Geld- und Fiskalpolitik. Im dritten Projekt untersuche ich die Rolle der Geld- und Fiskalpolitik bei der Überwindung der großen Depression in Deutschland. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund interessant, dass es aufgrund der Hyperinflation in Deutschland nicht möglich war, hohe Inflationserwartungen zu schüren. Letzteres, im Zusammenspiel mit expansiver Fiskalpolitik, ist aber die vorherrschende Erklärung, wie die USA die Krise überwunden haben. Am Beispiel Deutschlands möchte ich untersuchen, inwiefern hingegen die Hypothese von unkonventioneller Fiskal- und Geldpolitik an der Zinsuntergrenze zutreffend ist.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
Großbritannien
Gastgeber
Professor Dr. Morten Ravn