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Ein formales Modell zur Messung von Antwortverzerrungstendenzen mit der Overclaiming Technik
Antragsteller
Professor Dr. Morten Moshagen
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 260876406
In vielen sozial- und verhaltenswissenschaftlichen Fragestellungen ist der Selbstbericht eine weit verbreitete, unverzichtbare und oftmals die einzig praktikable Datenquelle. Gleichwohl stellt die Tendenz von Personen, sich selbst in einem positiven Licht darzustellen, die empirische Basis vieler Forschungsgebiete in Frage. Eine Möglichkeit zur Verbesserung der Validität von Selbstauskünften zu sensiblen Einstellungen, Merkmalen und Verhaltensweisen besteht in der Messung und der anschließenden statistischen Kontrolle des Ausmaßes individueller Selbstdarstellungstendenzen. In der Overclaiming-Technik werden diese über die Abweichung selbstberichteter Angaben von einem externen Kriterium bestimmt. Dazu wird zu einer Reihe von existierenden und frei erfundenen Begriffen (vorgeblich aus dem Allgemeinwissen) qua Selbstbericht erfasst, ob diese den Befragten bekannt sind. Overclaiming ist als Tendenz definiert, Wissen über tatsächlich nicht-existente Begriffe anzugeben, und kann daher als Kriterien-Diskrepanz-Maß zur Erfassung von Selbstdarstellungstendenzen herangezogen werden. Diese Technik hat gegenüber traditionell zu diesem Zweck eingesetzten Verfahren den Vorteil, dass systematische Abweichungen zwischen Selbstbericht und Kriterium mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Antwortverzerrungen zurückzuführen sind. Allerdings ist sind in der gängigen Operationalisierung des Ausmaßes von Overclaiming über einen signalentdeckungstheoretisch erhaltenen Index Gedächtnisprozesse und Verfälschungstendenzen konfundiert. Desweiteren ist die Interpretation des vollständigen Wertebereichs des derart erhaltenden Index als differentielle Ausprägungen in der Overclaiming-Tendenz fraglich. Das Projektvorhaben strebt zur Lösung dieser Probleme die Entwicklung und Validierung eines alternativen Messmodells an, welches die Dekomponierung von Gedächtnisprozessen und Verfälschungstendenzen ermöglicht und die eindeutige Interpretation des vollständigen Wertebereichs erlaubt. Der erste Projektabschnitt behandelt die systematische (vorwiegend experimentelle) Validierung des Messmodells zur Absicherung der Interpretation der Modellparameter als psychologische Prozesskomponenten. Der zweite Projektabschnitt strebt eine umfangreiche Konstruktvalidierung an, die einerseits die Nützlichkeit des Overclaiming Konzepts zur Kontrolle von Antwortverzerrungen demonstrieren soll und andererseits das vorgeschlagene Messmodell mit dem bislang verwendeten Overclaiming-Index komparativ evaluiert. Unter der Prämisse, dass sich das vorgeschlagene Messmodell zur reliablen und validen Erfassung von Antwortverzerrungen als geeignet erweist, ist darin ein wesentlicher Fortschritt gegenüber bisherigen zu diesem Zweck eingesetzten Verfahren zu sehen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen