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Streaming History. Verteiltes Gedächtnis, vernetzte Bildordnung: Filmische Dokumente der Shoah im Web 2.0

Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 261136291
 
Das Projekt untersucht webbasierte Streambilder aus film- und medienwissenschaftlicher Perspektive als neuartigen Distributions-, Zugriffs- und Archivordnungsmodus des Bewegtbildes. Konkret und exemplarisch wird dazu nach dem veränderten medientheoretischen Status filmischer Dokumente der Shoah gefragt, die unter den Bedingungen des Web 2.0 zu digital komprimiertem Bewegtbildmaterial geworden sind. Zirkulierte dieser Archivbestand - zu dessen Kern neben vereinzelten Amateuraufnahmen vor allem Bildproduktionen alliierter Kameraleute und im weiteren Sinn auch später dokumentierte Zeugnisakte zählen - jahrzehntelang nur als integraler Bestandteil von Filmen, Sendungen, Museums-Dispositiven, erscheint er heute unter den Prämissen einer internetzentrierten Sichtbarkeitsökonomie, in der historische Bilder instantan abrufbar sind, nahezu beliebig kopiert, fragmentiert, appropriiert und verbreitet werden können.Zu untersuchen ist hier sowohl das veränderte Verhältnis zwischen Geschichtsbild und Rezipient als auch die Proximität zu aufmerksamkeitsökonomisch wie epistemisch vormals weit voneinander entfernt situierten Bildrepertoires, auf die nun in simultan aktualisierbaren «windows» der Betrachtung zugegriffen werden kann (etwa über kommerzielle Videosharing-Plattformen, wo Aufnahmen befreiter Konzentrationslager nur einen Klick von beliebig anderem «Content» der visuellen Kultur entfernt stehen oder über institutionelle Bewegtbildarchive wie das online frei verfügbare «Steven Spielberg Film and Video Archive» des United States Holocaust Memorial Museum).Die skizzierten Prozesse transformieren die ästhetische Form, aber auch die erinnerungspolitische Pragmatik dieser prekären Bilder fundamental - sie sollen in dem Projekt begrifflich eingeholt werden, indem allgemeiner nach der Bildlogik des Streaming sowie der dazugehörigen digitalen Ordnung des Wissens gefragt wird, die filmisch gespeicherte «Geschichte» webdynamisch verwaltet, verteilt und verfügbar hält. Eine derart ausgerichtete Medientheorie des Streambildes - ausgehend von digitalisierten Archivbildern der Shoah - fragt in diesem Sinn nicht zuletzt nach den grundlegenden medialen Eigenschaften des Internets als «postkinematografisches» Bewegtbildmedium. Die komplexe Remediatisierung eines spezifischen und bislang nicht unter den faktischen Erscheinungsbedingungen der «Neuen Medien» analysierten Korpus historisch-filmischer Zeugnisse - ihre erweiterte Distribuier- und Rezipierbarkeit im Rahmen eines Wahrnehmungsregimes, das durch die Infoarchitektur von Webseiten, Suchmaschinenalgorithmen, Browserfunktionen, User-Interfaces und Bildcodecs genauso geprägt ist wie durch die zunehmend mobilen Medientechnologien des «wearable computing» - soll im Rahmen des Projekts als konkretes Fallbeispiel untersucht werden, um eine umfassendere theoretische Perspektive auf das Internet als globales Zirkulations-, Zugriffs- und Gedächtnismedium bewegter Geschichtsbilder zu gewinnen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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