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Funktionelle Lateralisation beim Hausschwein (Sus scrofa): Interaktionen mit Emotionen und Persönlichkeit
Antragstellerinnen
Dr. Sandra Düpjan; Dr. Lisette Leliveld
Fachliche Zuordnung
Tierzucht, Tierernährung, Tierhaltung
Biologie des Verhaltens und der Sinne
Biologie des Verhaltens und der Sinne
Förderung
Förderung von 2014 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 261381965
Bei der Bewertung des Tierwohls spielt das Verständnis tierischer Emotionen eine zentrale Rolle. Aktuelle Forschungsergebnisse belegen, dass sowohl bei Mensch wie Tier die Verarbeitung von Emotionen lateralisiert sein kann, d.h. es zeigen sich funktionale Asymmetrien der Großhirnhemisphären. Bei Nutztieren jedoch sind entsprechende Belege rar. Lateralisation der Emotionsverarbeitung funktioniert in zwei Richtungen: einerseits können individuelle Lateralisationsmuster, wie z.B. Händigkeit, mit spezifischen Verarbeitungsmustern, wie z.B. Ängstlichkeit, assoziiert sein. Solch individuell unterschiedliche emotionale Reaktivität wird auch als Persönlichkeit bezeichnet. Andererseits können unterschiedliche Emotionen lateralisiert verarbeitet werden, mit einer linkshemisphärischen Dominanz bei Reaktionen auf Futterbelohnungen, und einer rechtshemisphärischen Dominanz bei Angst und Aggression. Beim Hausschwein, einer der wichtigsten Nutztierarten, ist bisher zur Lateralisation wenig bekannt. Eine Messung cerebraler Aktivität am wachen, frei beweglichen Schwein ist nicht möglich, doch durch Beobachtung des Verhaltens als Indikator sensorischer sowie motorischer Präferenzen kann Lateralisation einfach und nicht-invasiv untersucht werden. Fokus dieses Projektes sind die komplexen Interaktionen von Lateralisation, Emotion und Persönlichkeit beim Hausschwein. Die Durchfühbarkeit der Methoden wurde in Vorversuchen bestätigt. Um ein umfassendes Bild zu erhalten, werden olfaktorische, visuelle und motorische Lateralisation untersucht (Arbeitspaket 1). Bei den beiden erstgenannten Modalitäten wird durch Konditionierung emotionale Valenz mit spezifischen Reizen verknüpft, während Schnauzengebrauch (rechte oder linke Seite), Fußpräferenz und Drehrichtung des Schwanzes als mögliche Indikatoren motorischer Präferenzen erfasst werden. Motorische Lateralisation wird im Bezug zur sozialen Dominanz sowie zu etablierten Tests auf Bewältigungsstrategien (coping) und Ängstlichkeit untersucht. Da das Hören bei der (emotionalen) Kommunikation des Schweins eine dominante Rolle spielt, wollen wir uns dieser sensorischen Modalität in einem separaten Arbeitspaket (2) widmen, und dort die auditorische emotionale Lateralisation in verschiedenen emotionalen Kontexten erfassen. Im Gegensatz zu den in Arbeitspaket 1 untersuchten Modalitäten ist es hier möglich, neben künstlichen auch biologische Reize, nämlich Vokalisationen, zu verwenden. Durch die gemeinsame Betrachtung der Ergebnisse zur lateralisierten Verarbeitung künstlicher und biologischer Stimuli möchten wir auch die Aussagenkraft der Befunde aus Arbeitspaket 1 sowie des Projektes als Ganzes stärken. Zusammen werden die beiden Arbeitspakete ein umfassendes Bild der komplexen Wechselwirkungen von Emotionsverarbeitung, Lateralisation und Persönlichkeit beim Hausschwein ermöglichen. Dieses Wissen soll zukünftige Forschung zum Tierwohl bereichern sowie die Entwicklung tiergerechter Haltungssysteme und -verfahren fördern.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen