Phylogenie und Evolution der Heterobranchia (Mollusca, Gastropoda)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ziel dieses Projektes war es, die Phylogenie und Evolution der Heterobranchia (Mollusca, Gastropoda) auf der Basis von Nukleotidsequenzen zu klären. Ein Hauptfokus lag dabei auf den Taxa, die bis dato als basale Heterobranchia angesehen wurden (Architectonicoidea, Glacidorboidea, Omalogyroidea, Pyramidelloidea, Rissoelloidea, Valvatoidea). Diese Taxa sind in vorangegangenen molekularen Studien der Heterobranchia meist unberücksichtigt geblieben. Das Konzept der Heterobranchia basiert auf morphologischen Studien von Haszprunar (1985 und 1988) und umfasst die paraphyletische Gruppe der basalen Heterobranchia („Lower Heterobranchia“) sowie die monophyletische Gruppe der Euthyneura, zu der die Opisthobranchia und Pulmonata gehören. Eine Bestätigung dieses Konzeptes anhand molekularsystematischer Analysen blieb bislang aus. Die für diese Studie verwendeten Daten wurden in intensiven Voranalysen auf ihre Qualität bzw. phylogenetisches Signal hin überprüft, um die geeignetsten Daten a priori zu identifizieren. Die sich anschließende Phylogenierekonstruktion stützt die Monophylie der Heterobranchia. Die „basalen Heterobranchia“ sind paraphyletisch. Aufgrund einer unaufgelösten Baumtopologie an der Basis der Heterobranchia kann keine Aussage darüber getroffen werden, welches basale Taxon als erstes im Laufe der Erdgeschichte aufgetreten ist. Die Euthyneura sind aufgrund der abgeleiteten Stellung der Pyramidellidae und Glacidorboidea innerhalb der Euthyneura in dieser Studie paraphyletisch. Die Pulmonata sind ebenfalls paraphyletisch wohingegen die Opisthobranchia polyphyletischen Ursprungs sind. Um erste Einblicke in die Evolution der Heterobranchia zu bekommen, wurden in einer intensiven Literaturrecherche Daten zum Fossilbericht gesammelt, mit deren Hilfe im Anschluss Molekulare Uhren geeicht wurden. Diese Molekularen Uhren wiederum sollten helfen, bestimmte Aufspaltungsereignisse im phylogenetischen Baum zeitlich einzuordnen. Des Weiteren wurden Sekundärstrukturrekonstruktionen der 18S rRNA und 28S rRNA durchgeführt. Zum einen sollten auf diese Weise weitere Erkenntnisse bezüglich der Verwandtschaftsverhältnisse der Heterobranchia gewonnen werden und zum anderen sollte dies helfen, evolutionäre Modelle, die zur Baumrekonstruktion eingesetzt werden, weiter zu verbessern. Innerhalb der rekonstruierten Sekundärstrukturen konnten tatsächlich synapomorphe Strukturen gefunden werden, die verschiedene Gruppen innerhalb der Heterobranchia stützen. Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Ergebnisse dieser Arbeit zahlreiche neue Einblicke bzw. Erkenntnisse über die Phylogenie und Evolution der Heterobranchia lieferten und als Basis für weiterführende Analysen verwendet werden können.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- (2007) Utility of H3-Genesequences for phylogenetic reconstruction – a case study of heterobranch gastropoda. Bonner Zoologische Beiträge 55: 191-202
Dinapoli, A., Tamer, A. C., Franssen, S., Naduvilezhath, L. & Klussmann-Kolb, A.
- (2008) From Sea to land and beyond – new insights into the evolution of euthyneuran Gastropoda. BMC Evolutionary Biology 8:57
Klussmann-Kolb, A., Dinapoli, A., Kuhn, K., Streit, B. & Albrecht, C.
- (2009) The long way to diversity – Phylogeny and evolution of the Heterobranchia (Mollusca, Gastropoda). Molecular Phylogenetics and Evolution
Dinapoli, A. & Klussmann-Kolb, A.
(Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.ympev.2009.09.019)