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Zeitliche Dynamik und akute Risikofaktoren von Suizidgedanken. Eine Echtzeit-Analyse mit der Experience Sampling Method (ESM) bei stationären Patienten mit Major Depression

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2014 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 262143638
 
Hintergrund: Der Relevanz und Häufigkeit von suizidalem Verhalten und suizidalen Gedanken stehen begrenzte Erkenntnisse zu akuten Risikofaktoren und der zeitlichen Dynamik gegenüber. Entsprechendes Wissen ist eine Voraussetzung für Monitoring- oder Interventionskonzepte in Hochrisikogruppen (z.B. hospitalisierte psychiatrische Patienten). Die Interpersonale Theorie suizidalen Verhaltens (ITSV, Joiner, 2005; Van Orden et al. 2010) bietet einen theoretischen Bezugsrahmen, der das Auftreten von suizidalem Verhalten und suizidalen Gedanken erklärt. Die ITSV postuliert zwei Konzepte (Perceived Burdensomeness [PB], Thwarted Belongingness [TB]), die relativ hochfrequent fluktuieren, und als akute Risikofaktoren das Auftreten von Suizidgedanken vorhersagen könnten. Obwohl Querschnittsuntersuchungen auf die Gültigkeit der Kernannahmen der ITSV hinweisen (Wachtel & Teismann, 2013), liegen bisher keine Längsschnittdaten zur ITSV vor, anhand derer die zeitliche Dynamik von Suizidgedanken und der Zusammenhang mit PB und TB überprüft werden könnten. Zielstellung: In diesem Projekt soll erstmalig in einer longitudinalen prospektiven Studie die zeitliche Dynamik von Suizidgedanken und ihr Zusammenhang mit PB und TB sowie weiteren diskutierten Prädiktoren (z.B. Hoffnungslosigkeit) bei stationären Patienten mit Major Depression untersucht werden. Durch die Anwendung der Experience Sampling Method (ESM) wird eine für diese Art Fragestellung adäquate hohe zeitliche Auflösung (Stunden) sichergestellt. Methodik: Über 16 Monate werden N=75 Patienten der Kliniken für Psychiatrie und Psychosomatik des Universitätsklinikums Leipzig rekrutiert und in zweiwöchigem Abstand (T0 und T1) diagnostisch untersucht (u.a. diagnostisches Interview DIA-X, Fragebögen). Zwischen T0 und T1 findet die ESM-Phase mit 60 Messzeitpunkten statt (Dauer: 6-10 Tage), in der die Patienten Fragen zu Suizidgedanken und den interessierenden Prädiktoren beantworten (technische Umsetzung: Smartphone App, Software movisensXS). In einer vorgeschalteten dreimonatigen Pilotphase wird eine adäquate Sampling-Strategie (Frequenz, Intervalle) erarbeitet und die Änderungssensitivität der einzusetzenden ESM-Fragen überprüft. In mehreren sequentiellen multilevel-multiplen Regressionen werden Suizidgedanken als abhängige Variable, die Prädiktoren als unabhängige Variablen modelliert (im ESM erfasste Konzepte der ITSV und konkurrierende Variablen auf Ebene 1; trait-like erfasste Variablen zu T0 auf Ebene 2). Relevanz: Das Projekt prüft erstmals die zeitliche Dynamik von Suizidgedanken und ihren Zusammenhang mit den zentralen Konzepten der ITSV (PB, TB) im Längsschnitt. Wir erwarten durch die Ergebnisse die Prognose von suizidalen Gedanken deutlich verbessern zu können. Die theoriegeleitete Untersuchung von akuten Risikofaktoren für suizidales Verhalten im klinischen Setting ist die notwendige Voraussetzung, um perspektivisch Monitoring- und Interventionskonzepte (ggf. auch in Echtzeit) realisieren zu können.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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