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Theater als Dispositiv. Ästhetik, Praxis und Episteme der darstellenden Künste

Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 262397687
 
Das Forschungsprojekt Theater als Dispositiv will die Aufführung, den zentralen Gegenstand der Theaterwissenschaft , als Dispositiv verstehen, das je spezifische, historisch bedingte Ordnungen von Ästhetik, Praxis und Episteme des Theaters produziert und sichtbar macht. Das Forschungsprojekt geht von der Hypothese aus, dass sich in der jüngeren Theatergeschichte drei Dispositive ausgebildet haben. Es ist deshalb in drei Teilprojekte gegliedert, die in ihrer Zusammenschau und ihrem gegenseitigen Bezug aufeinander die Entwicklung des bundesrepublikanischen Theaters seit 1960 in den Blick nehmen. Jeder Teil untersucht ein Dispositiv anhand eines paradigmatischen Vertreters: Das erste Teilprojekt widmet sich dem Dispositiv des Regietheaters, das anhand des Regisseurs Hans Neuenfels und dem Mitbestimmungsmodell am Schauspiel Frankfurt der 70er-Jahre erforscht wird; das zweite Teilprojekt untersucht das Dispositiv des Koproduktionstheaters der 80er und 90er-Jahre, wie es sich in den Arbeiten von Regisseur Heiner Goebbels beispielhaft zeigt; und im dritten Teil wird Dispositiv der Differenz erforscht, das anhand der Choreographien von Xavier Le Roy und Mette Ingvartsen seit dem Ende der 90er-Jahre verfolgt werden kann. In der Abfolge der Dispositive lässt sich eine interessante Verschiebung der jeweils dominanten Gattung szenischer Kunst ausmachen, die vom Sprech- zum Musik- und schließlich zum choreographischen Theater führt. Dies ist bereits signifikant dafür, wie das jeweilige Dispositiv Theater produziert, rahmt, performt und reguliert. Hierbei stellen sich je nach Aufführung spezifische Fragen; in allen drei Projekten werden jedoch sowohl die Produktionsweisen wie die Probenpraktiken und die institutionellen Rahmenbedingungen als auch die Diskurse zu den Theatermachern untersucht. Durch die Zusammenschau dieser unterschiedlichen theatralen Dispositive soll das Vorhaben ein Verständnis von der Konstitution des Theaters in einer bisher nicht gekannten Systematik hervorbringen. Das Forschungsprojekt Theater als Dispositiv leistet somit einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Methode der Theaterwissenschaft, mit dem das Theater in seiner eigenen ästhetischen, praktischen und epistemologischen Verfasstheit, aber auch in seiner Verwiesenheit auf andere soziopolitische und ökonomische Dispositive erkannt werden kann. Anhand dieser Theatermacher lassen sich auf paradigmatische Weise die Umbrüche auf dem Feld der Produktion, Aufführung und Rezeption des Theaters beleuchten, die bislang noch nicht Eingang in die Forschung gefunden haben. Damit leistet das Projekt auch einen wichtigen und bisher noch ausstehenden Beitrag zur Theatergeschichte der Bundesrepublik Deutschland nach 1945. Dazu wird ein noch nicht bearbeiteter Materialkorpus der jüngeren Vergangenheit des Theaters analysiert.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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