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Werbung und verzerrte Berichterstattung in Zeitungen

Fachliche Zuordnung Accounting und Finance
Förderung Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 262445572
 
Verschiedene Interessengruppen versuchen, die Berichterstattung in Zeitungen zu beeinflussen. In der Vergangenheit wurden Zeitungen hauptsächlich von Parteien finanziert. Heute finanzieren Zeitungen sich dagegen Großteils durch Werbeeinahmen, wodurch sie unabhängiger von politischen Parteien sind. Dies führt jedoch dazu, dass sie sich nun dem Druck werbender Firmen ausgesetzt sehen. Wenn Zeitungen dem nachgeben, so führt dies zu einer positiv verzerrten Berichterstattung über werbende Firmen und ihre Produkte, dem sog. media bias. Dies ist problematisch, weil sich Leser darauf verlassen, dass Informationen in Artikeln objektiv sind und darauf basierend viele Entscheidungen treffen. Die ethischen Richtlinien vieler Zeitungen verlangen explizit, dass die Berichterstattung nicht von Werbung beeinflusst wird. Wir wollen analysieren, ob der Inhalt von Zeitungsartikeln tatsächlich von Werbeeinnahmen unabhängig ist, oder ob es einen werbegetriebenen media bias gibt. Der Hauptteil des Projektes besteht aus einer empirischen Studie des US-Zeitungsmarktes. Wir verwenden Daten über die Werbeausgaben aller Firmen in einer umfassenden Stichprobe von Tageszeitungen und einen Datensatz aller Artikel über werbende Firmen in diesen Zeitungen. Wir werden computer-linguistische Methoden anwenden, um jeden Zeitungsartikel bezüglich seines Tons zu klassifizieren. Diese Daten erlauben es uns erstmalig, direkt zu testen, ob Werbung zu verzerrter Berichterstattung führt. Die drei-dimensionale Struktur unserer Datensätze (die Daten zu Werbeausgaben und zum Ton von Artikeln für jede Kombination von Zeitung, Firma und Woche enthalten) erlaubt es uns dabei auch erstmalig, eindeutige Kausalitätsaussagen zu machen. Die Resultate aus einer Pilotstudie sind vielversprechend. Wir wollen zusätzlich untersuchen, wie sich der media bias in Zeitungen manifestiert. Werden schlechte Nachrichten gezielt verschwiegen? Werden guten Nachrichten eher auf der Titelseite platziert? Ist der media bias stärker, wenn die Zeitung abhängiger von Werbeeinnahmen ist? Wir planen außerdem zwei Erweiterungen: (1) Wie und ab wann hat die Presse begonnen, über die Finanzkrise zu berichten? Es wird gelegentlich behauptet, dass Zeitungen schon sehr früh vor einer möglichen Krise gewarnt hätten. Eine formale Analyse steht allerdings noch aus. In direktem Bezug zum Hauptteil wollen wir zudem untersuchen, ob Zeitungen, die stark von Werbeeinnahmen aus der Finanzindustrie abhängig sind, später über Probleme im Finanzsektor berichtet haben. (2) Welchen Einfluss hat die Wettbewerbssituation auf dem Zeitungsmarkt? Wir möchten Hypothesen verschiedener theoretischer Modell testen, die einen starken Einfluss der Industriestruktur lokaler Zeitungsmärkte auf den media bias vorhersagen. Die erwarteten Ergebnisse sind wichtig, da sie die Unabhängigkeit der Presse von äußeren Einflüssen in Frage stellen und wichtige regulatorische Implikationen für die Organisation von Zeitungsmärkten haben.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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