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Der 'internationale Stil' des Neuen Frankfurt. Zum transnationalen Kulturtransfer in der Architektur-, Stadtplanungs- und Designgeschichte 1925-1960

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 262478645
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt zielte darauf ab, die mit dem Terminus "Internationaler Stil" implizierte grenzüberschreitende Übertragbarkeit von Architektur, Stadtplanung und Design des Neuen Bauens der 1920er Jahre auf ihre Tragfähigkeit zu untersuchen. Im Mittelpunkt der Analyse stehen die Architekten Martin Elsaesser, Ferdinand Kramer, Ernst May und Margarete Schütte-Lihotzky. Die Leitfrage zielt auf eine Untersuchung, wie sich die Ideen und Ansätze der Protagonisten in verschiedenen nationalen und internationalen Kontexten wandelten, an welchen Stellen sich ihr Expertenwissen erweiterte und wie sich das reziproke Verhältnis mit der jeweiligen Aufnahmegesellschaft und den vor Ort etablierten Fachkollegen gestaltete. Die Dissertation beruht auf sehr breiter Quellenrecherche in deutschen und ausländischen Archiven. Zusätzlich konnte Herr Reinsberg auf Recherchen und Erfahrungen zurückgreifen, die er während der Dreharbeiten zur Dokumentation "ERNST MAY. Eine Revolution des Großstädters. Architekt und Städtebauer auf drei Kontinenten" machte. Die Studie beschreibt den Internationalen Stil des Neuen Frankfurt als Expertenkultur, die im 35-jährigen Untersuchungszeitraum hinsichtlich ihrer Transferierbarkeit hinter den selbst geschürten Erwartungen zurückblieb. Als äußerst wertvoll und kulturübergreifend wirkmächtig erwiesen sich dagegen die Organisationsmuster und performativen Strategien, welche die Experten*innen im Frankfurter Hochbauamt entwickelt hatten und diese dann in der Emigration erneut anwendeten. Sie popularisierten ihre Tätigkeit durch eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit, die nicht nur auf Rezipienten in Frankfurt, sondern auch auf translokale Bezugnahme und Bestätigung durch andere Expertenkreise abzielte. Die weit über die Grenzen Frankfurts hinausweisende Legitimierung der Fachleute des Hochbauamtes ließ sich im Dialog mit der Administration der Stadt in weitreichende politische Gestaltungsvollmachten ummünzen. Das Verhältnis zwischen Politik und Expertentum erweist sich als symbiotisch: Die Frankfurter Stadtregierung legitimierte ihrerseits Teile ihrer Sozial-, Wirtschafts- und Kulturpolitik unter Verweis auf das transnational bestätigte Renommee der im städtischen Auftrag handelnden Experten. Einen Internationalen Stil im Sinne eines Formenkatalogs von universeller Übertragbarkeit konnten sie dagegen zu keinem Zeitpunkt etablieren. Die Studie leistet nicht nur einen Beitrag zur Geschichte des Neuen Frankfurt, das bis heute das Stadtbild prägt, sondern auch zu Prozessen des Kulturtransfers sowie zur Geschichte von Exil und Migration. Die Dissertation erschien 2019 als Band 67 der Reihe "Studien zur Frankfurter Geschichte" im Societäts-Verlag. Dr. Julius Reinsberg arbeitet inzwischen als Referent der Kulturstadträtin, Dr. Ina Hartwig, in Frankfurt am Main. Sein Buch wurde in der überregionalen und regionalen Presse (u.a. FAZ) sehr gut aufgenommen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Das Neue Frankfurt: Exil und Remigration - Eine Großstadtutopie als kulturelles Transfergut. 2019, 336 S., Societaets Verlag, ISBN 978-3-95542-352-0.
    C. Julius Reinsberg
 
 

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