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Transnationales Handeln indischer Migranten in Deutschland

Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 263279262
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt THIMID liefert wichtige Erkenntnisse über die bislang wenig erforschte Gruppe der indischen Migrant*innen in Deutschland. Ein wichtiges Projektergebnis ist die systematische Aufarbeitung des indisch-deutschen Migrationsgeschehens. Dies kann seit Beginn des 20. Jahrhunderts in sechs Phasen untergliedert werden, wovon die aktuelle Phase zu einem starken Anstieg des Migrationsvolumens geführt hat. Dieser Anstieg ist unter anderem mit der zunehmenden Verflechtung der indischen und der deutschen Wirtschaft – vor allem im Bereich ITK – und im universitären Bereich (Forschung und Lehre) zu erklären. Im Zentrum des Interesses des Projekts standen aber die Verbindungen, die indische Migrant*innen zwischen Deutschland und Indien schaffen. Davon ausgehend wurde die Frage untersucht, welche Veränderungen die Migrant*innen in Deutschland und Indien auslösen. Das Projekt nahm somit nicht die etablierten Fragen der Migrationsforschung wie Wanderungsgründe oder den Themenkomplex Assimilation/Integration in den Blick, sondern die Verbindungen zwischen Ankunfts- und Herkunftsgesellschaft. Dabei werden Migrant*innen als Personen gesehen, die durch ihr Handeln Veränderungen herbeiführen (können). Die wichtigsten Erkenntnisse diesbezüglich lauten: (1) Die Art der Verbindungen sind äußerst vielfältig. Sie werden durch Faktoren, wie die Migrationsgründe, das familiäre Umfeld oder die Karriereabsichten beeinflusst. Migrant*innen unterhalten teilweise sehr enge persönliche Beziehungen über Kontinentgrenzen hinweg, teilweise leben ihre wichtigsten Ansprechpartner im Herkunftsland. Diese Situation erfolgt nicht immer freiwillig, bei einigen ist sie das Ergebnis äußerer Umstände. (2) Durch die Einbindung in Deutschland und Indien bilden Migrant*innen neue Formen von Zugehörigkeitsgefühl aus. Einige versuchen das „beste aus beiden Welten“ zusammenzubringen, während einige sich zwischen zwei Welten gefangen sehen. (3) Durch ihr Tun schaffen Migrant*innen vielfältige Verbindungen zwischen Deutschland und Indien, z.B. in ihrem konkreten Arbeitsumfeld oder durch ihr Wohltätiges Engagement in Indien. (4) Die veränderten Migrationsmuster stimmen mit dem Verständnis von Zugehörigkeit und Staatsbürgerschaft, das dem deutschen Zuwanderungsrecht zugrunde liegt, nicht überein. Hier bedürfte es einer Anpassung, um eine zeitgemäße Form der Integration zu ermöglichen. Zu den Überraschungen im Projektverlauf gehört, dass die indischen Migrant*innen in Deutschland kaum Beziehungen in andere Länder mit einer großen Zahl indischer Migrant*innen unterhalten. Vor Beginn des Projekts war vermutet worden, dass zum Beispiel Großbritannien mit seiner großen südasiatischen „Diaspora“ ein Anziehungspunkt sei. Die transnationalen Netzwerke der Inder*innen sind aber fast ausschließlich auf Indien ausgerichtet. Eine zweite Überraschung war, die enge Beziehung der zweiten Generation zur Herkunftsgesellschaft der Eltern. Viele ergreifen einen Beruf, der in Verbindung mit ihrer Herkunft steht und nahezu alle beschreiben eine intensive Auseinandersetzung im jungen Erwachsenenalter Teil der Identitätsfindung. Über das Projekt wurde mehrfach in Publikumsmedien mit Indienbezug berichtet, zum Beispiel der Zeitschrift „Meine Welt“ oder der Zeitschrift „Südasien“. Ein Hintergrundgespräch wurde kürzlich mit zwei Journalistinnen des Deutschlandfunks geführt, die über deutsch-indische Migration berichten werden, gegebenenfalls wird für den Beitrag auch noch ein Interview geführt. Ergebnisse des Projekts wurden im Rahmen öffentlicher Vorträge, bei indischen Migrantenorganisationen, der Deutsch-Indischen Gesellschaft sowie im Rahmen der Kölner Indienwoche vorgestellt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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