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Die personal(isiert)e Wahl und parlamentarische Repräsentation

Antragsteller Thomas Däubler, Ph.D.
Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 263496525
 
Wahlsysteme definieren, wie Bürger unter politischen Parteien und Kandidaten auswählen. Somit prägen sie auch das Verhalten von Abgeordneten, die eine Wiederwahl anstreben. Wahlsysteme haben daher einen Einfluss darauf, wie stark Repräsentation einerseits auf Personen und andererseits auf Parteien beruht. Die vorhandene Literatur zu den Auswirkungen von Wahlsystemen auf persönliche Repräsentation konnte wichtige Erkenntnisse beisteuern, weist aber Schwachstellen auf. Aus theoretischer Sicht wird üblicherweise angenommen, dass die Wiederwahl die einzige Motivation für den Erwerb personenbezogener Stimmen darstellt. Die meisten Studien untersuchen lediglich eine Aktivität zur Werbung um solche Stimmen und berücksichtigen außerdem nicht explizit die Konsequenzen persönlicher Repräsentation für parteienbasierte Repräsentation. In methodologischer Hinsicht kämpfen auf internationalem Vergleich basierende Studien mit dem Problem, die Effekte von Wahlsystemtypen von denen anderer länderspezifischer Variablen zu trennen. Das Projekt vermeidet die theoretischen Schwächen, indem es zwei Motivationen zum Erwerb persönlicher Stimmen unterscheidet, verschiedene Aktivitäten zur Werbung um solche Stimmen berücksichtigt sowie einen persönlichen und parteienbasierten Fokus als separate (wenn auch nicht unabhängige) Dimensionen von Repräsentation auffasst. Die empirische Analyse greift auf Varianz in Anreizstrukturen innerhalb zweier Länder zurück, die jüngst spezifische Regeln ihrer flexiblen Listensysteme "personalisiert" haben. Die Ziele des Projekts liegen darin zu verstehen, wie zwei Motivationen - das Streben nach Wiederwahl an sich und der Aufbau einer persönlichen Reputation - sich auf Anreize auswirken, einerseits persönliche Wähler und andererseits die für die Kandidatenauswahl zuständigen Parteiakteure zu repräsentieren. Das Projekt untersucht, wie diese allgemeinen Anreize sich in spezifischem parlamentarischem Verhalten niederschlagen. Um diese Ziele zu erreichen, werden formale Prinzipal-Agenten Modelle entwickelt, aus denen sich Vorhersagen zur Zahl und Art der gewählten parlamentarischen Aktivitäten, zu den behandelten Themen und zu den eingenommen Positionen ableiten lassen. Die Vorhersagen werden mit Daten aus der Tschechischen Republik und Schweden überprüft. Unter den dort verwendeten flexiblen Listensystemen beeinflussen spezifische Regeln sowie die Häufigkeit des Gebrauchs der optionalen Personenstimme den relativen Wert von Listenplatz und Personenstimmen. Regeländerungen, in Interaktion mit dem Wählerverhalten, führen zu Varianz in den Anreizstrukturen innerhalb der Länder. Diese Varianz kann effektiv verwendet werden, um die Auswirkungen von Personalisierungsanreizen auf das Abgeordnetenverhalten zu untersuchen. Dass Wähler einen größeren Einfluss auf die Sitzvergabe an spezifische Kandidaten haben ist an sich wünschenswert. Allerdings ist es wichtig, die weiterreichenden Konsequenzen solcher Institutionen zu untersuchen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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