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Nicht-invasive bildgebende Untersuchung des Epiphysenverschlusses im Knie bei Lebenden zur forensischen Altersbestimmung und zur Klärung des Phänomens der sich reduzierenden Unterschenkellängen nach Epiphysenverschluss.
Antragstellerinnen / Antragsteller
Privatdozentin Dr. Eilin Jopp-van Well; Professor Dr. Dennis Säring
Fachliche Zuordnung
Pathologie
Epidemiologie und Medizinische Biometrie/Statistik
Epidemiologie und Medizinische Biometrie/Statistik
Förderung
Förderung von 2014 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 263766951
Die Altersbestimmung von lebenden Individuen insbesondere die Abgrenzung von Jugendlichem- zum Erwachsenenalter ist ein wichtiger Teil des Asyl- und Strafrechts. Hierzu werden körperlichen Untersuchungen, Handradiographien sowie odontologische Untersuchungen durchgeführt. Allerdings dürfen radiologische Untersuchungen nur in einem Strafverfahren angewendet werden. Neben dieser Einschränkung ist der Einsatz vieler publizierter Methoden auf eine beliebige Person kritisch zu beurteilen. Die Verfahren schätzen das Alter auf Basis statistischer Analysen von Gruppen, die hinsichtlich Altersverteilung und Herkunft nicht die gesamte Population repräsentieren. Nicht-invasive Bildgebungsverfahren, wie die Magnetresonanztomographie (MRT), ermöglichen die strahlenfreie Beurteilung des Ossifikationsprozesses in den Wachstumsfugen. Dabei wird der Prozessverlauf des Verschlusses mit dem Lebensalter korreliert. Die Beurteilung der Bilddaten und des Verschlussstatus ist häufig zeitaufwendig und nicht immer eindeutig. Dies führt bei den Ergebnissen zu Benutzerabhängigkeit und Fehlklassifikationen. Bislang existiert keine Studie die Methoden der Bildverarbeitung einsetzen, um die Altersbestimmung zu automatisieren und so eine robusten Auswertung großer Datenkollektive und deren Wachstumsprozesse zu ermöglichen. Ein humanbiologisches Phänomen während des Wachstumsprozesses ist die Langknochenkomprimierung nach Epiphysenverschluss. In den letzten Jahren wurden diese Phasen der Schrumpfung gelegentlich beschrieben, allerdings ohne Longitudinaldaten zu erheben. In einer 2012 veröffentlichten Studie mit 5080 knemometrischen Einzelmessungen konnte erstmals belegt werden, dass das adoleszente finale Unterschenkelwachstum durch eine Schrumpfung nach Verschluss der Epiphysenfuge der proximalen Tibia begleitet wird. Ziel dieses Projektes ist, die Beurteilung des Epiphysenverschlusses im Knie auf Basis von MRT-Bilddaten eine neue Methode zur Altersbestimmung bei Lebenden zu etablieren. Es soll ein Verfahren entwickelt werden, dass den Verschlussgrad im Knie in 3D-MRT-Daten automatisch bestimmt. Mit einem großen Probandenkollektiv soll evaluiert werden, ob eine zuverlässige Altersbestimmung im Hinblick auf das Erreichen des 16. und 18. Lebensjahres möglich ist. Zusätzlich soll das Phänomen der Langknochenkomprimierung nach Epiphysenverschluss untersucht werden. Hierfür wird ein neues Probandenkollektiv mit 3D-MRT-Daten des Unterschenkels, knemometrischen Messdaten, sowie weitere Maßzahlen (u.a. Größe, Gewicht) über einen Zeitraum von 3 Jahren jährlich erhoben und evaluiert. Die Ergebnisse der knemometrischen Messungen sollen dann mit den Längenmessungen in den MRT-Daten verglichen sowie die Möglichkeiten der nicht-linearen Registrierung zur Identifikation einer Komprimierung evaluiert werden. Final wird untersucht, welche Bild- und Forminformationen relevant für die forensische Altersbestimmung sind und wie genau sich das Lebensalter daraus ableiten lässt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen