Syrische Gnomologien als Brücke zwischen griechischen und arabischen Spruchsammlungen
Geschichte der Philosophie
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Forschungsprojekt „Syrische Gnomologien als Brücke zwischen griechischen und arabischen Spruchsammlungen“ hat sich sowohl in der Fragestellung, als auch in der Auswahl der Quellen als sehr aufschlussreich erwiesen. Es hat neue, wichtige Erkenntnisse in der Rolle der syrischen Quellen in der Transmission der griechischen antiken Kultur und Bildungsformen in der Spätantike und Frühmittelalter gebracht. Eine Reihe von wissenschaftlichen Publikationen, welche aus dem Projekt gekommen sind, haben den Forschern mehrere neue Quellen zur Verfügung gestellt. Die im Projekt gesammelten Daten weisen darauf hin, dass die Formen der syrischen Überlieferung der unter den Namen der griechischen Philosophen tradierten Spruchsammlungen, Unterweisungen und Moralphilosophie eng mit den Formen der Ausbildung verbunden sind. Die Rezeption, Transmission und Transformation der klassischen griechischen Gnomensammlungen sind von den wechselnden pädagogischen Konzepten abhängig. Die noch im 1930 von M. Meyerhof formulierte These, dass der Wanderweg der Wissensüberlieferung „von Alexandria nach Bagdad“ führte, könnte im Licht der Projektsergebnisse auf die Weise interpretiert werden, dass dieser Weg durch die Schulräume angelegt wurde. Die „Brückenrolle“ der syrischen Christen in diesem Prozess liegt hauptsächlich im Bereich der Ausbildung und der kreativen (Neu-)Gestaltung des klassischen Erbes in dem neuen kulturellen Umfeld. Diese kontextbezogene Analyse der syrischen Spruchsammlungen hat klar gemacht, dass syrische spätantike und frühmittelalterliche Schulen eine rhetorische Ausbildung praktiziert haben, in welcher die Gnomen eine ähnliche Rolle gespielt haben wie die griechischen Progymnasmata Übungen. Eine Reihe von Publikationen hat sowohl neue Texte ans Licht gebracht (die Publikation des „Korpus der SGP“), als auch neue Textzeugen für die schon bekannten Abhandlungen. Die Edition des bis jetzt nicht bekannten Textzeugen zu den Syrischen Menandersentenzen bietet neue Erforschungsperspektiven für diese Spruchsammlung. Das Hauptergebnis des Forschungsprojektes ist die Publikation der Monographie „Syriac Sayings of Greek Philosophers: A Study in Syriac Gnomologia with Edition and Translation“. Das Buch enthält eine kritische Ausgabe des „Korpus der SGP“, welches als Produkt der syrischen rhetorischen Ausbildung analysiert und präsentiert wird. Der Einleitungsteil umfasst eine systematische Darstellung der erhaltenen syrischen Spruchsammlungen. Diese ist an einen breiten Kreis von Spezialisten gerichtet, die nicht nur Interesse an den syrischen und arabischen Spruchsammlungen haben, sondern auch an der orientalischen Rezeption und Transmission der Schriften der klassischen griechischen Autoren.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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„Archäologie eines Textes: Die Menander-Sentenzen in syrischen Spruchsammlungen“, in: Zeitschrift für antikes Christentum 19.1 (2015), 69–88
Yury Arzhanov
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„Amrus Philosophus Graecus: A New Witness to the Syriac Sentences of Menander“, in: Le Muséon 130.1-2 (2017), 71–121
Yury Arzhanov
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„Menander in Syriac: From Euthalian Apparatus to Scholia on Gregory of Nazianzus“, in: Studia Graeco-Arabica 7 (2017), 31–48
Yury Arzhanov
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Syriac Sayings of Greek Philosophers: A Study in Syriac Gnomologia with Edition and Translation (Leuven: Peeters, 2019); Corpus scriptorum christianorum orientalium ; vol. 669 ; Corpus scriptorum Christianorum orientalium. Subsidia ; 138. ISBN: 978-90-429-3725-3
Yury Arzhanov
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„Syriac Reception of Plato’s Republic“, in: A. Butts and R. D. Young (eds.), Proceedings for the 7th North American Syriac Symposium (Washington: CUA Press, 2018), Syriac Christian culture, 2020, S. 85-96
Yury Arzhanov