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Anthologie zur 'Unterscheidung der Geister'. 'Probate spiritus'-Kompilation und Traktate - Edition und Kommentierung

Antragsteller Professor Dr. Martin Schubert, seit 5/2017
Fachliche Zuordnung Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 263956897
 
Das Projekt dient der Erschließung zentraler volkssprachlicher Schriften aus dem Kontext der 'Unterscheidung der Geister' (Discretio spirituum) durch eine Edition auf Grundlage der jeweils schmalen Gesamtüberlieferung mit begleitendem Kommentar. Bei der 'Unterscheidung der Geister' handelt es sich um eines der aktuellsten und am meisten diskutierten Themen innerhalb der religiösen Literatur des Spätmittelalters, das insbesondere im mystischen Diskurs des 13. bis 15. Jahrhunderts eine entscheidende Rolle spielt. Denn alle körperlichen und mentalen Praktiken zur Erlangung einer größtmöglichen Gottesnähe bedurften einer kontinuierlichen Fremd- und Selbstkontrolle, um die Gefahr einer Täuschung durch die Natur oder den Teufel abzuwehren. Die Unterscheidungsschriften sind daher Dokumente einer 'moralischen Psychologie', deren Dynamik gerade im Bereich der deutschen religiösen Literatur noch der Erforschung bedarf. Denn anhand der unterschiedlichen Gewichtung und Definition der vier klassischen 'Geister' Gott, Engel, Teufel und Natur sowie aufgrund der variierenden Unterscheidungskriterien lassen sich aufschlussreiche Beobachtungen zu Transformationsprozessen im spirituellen, theologischen und anthropologischen Diskurs des Spätmittelalters machen. Die Übertragung dieser Diskurse in die Volkssprache ist ein markanter Teil des Transformationsprozesses, mit dem im Spätmittelalter theologische Fachdiskussionen für ein weiteres Publikum geöffnet und für die Laienkatechese fruchtbar gemacht wurden. Die Relevanz der zu edierenden Unterscheidungsschriften ergibt sich daraus, dass sie diese Verschiebungen in exemplarischer Weise widerspiegeln. In der Mehrzahl rekurrieren sie auf lateinische Texte, die jedoch nicht 'nur' übersetzt, sondern inhaltlich und formal überarbeitet, durch weitere Texte angereichert und den zeitgenössischen theologischen Diskussionen entsprechend aktualisiert werden. Zugleich sind diese Texte repräsentative Beispiele für jene Unterscheidungsschriften, die den akademisch-scholastischen Anspruch beim Transfer in die Volkssprache aufrechterhalten, die Unterscheidungskategorien und -kriterien dabei jedoch an eine laikale Leserschaft anpassen. Die 'Probate spiritus'-Kompilation basiert auf Heinrichs von Friemar wirkmächtiger Schrift 'De quattuor instinctibus'. Der Traktat 'Von Unterscheidung wahrer und falscher Andacht' greift ein virulentes Thema aus der 'Probate spiritus'-Kompilation - nämlich die Verwechslung von selbstinduzierter geistlicher Süßigkeit mit echter Gottesnähe - auf, um es unter Berufung auf die Autorität des Thomas von Aquin eigenständig auszuarbeiten. Da beide Werke zusammen überliefert werden, empfiehlt sich eine gemeinsame Edition. Auch für die anderen Traktate gilt, dass sie häufig im Umfeld von Übersetzungen oder Bearbeitungen des Friemar-Traktats auftauchen. Der Lesetext der Druckausgabe soll durch eine digitale Präsentation der Handschriftentranskriptionen ergänzt werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Beteiligte Person Professor Dr. Werner Williams
Ehemaliger Antragsteller Professor Dr. Volker Honemann, bis 5/2017 (†)
 
 

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