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Anthologie zur 'Unterscheidung der Geister'. 'Probate spiritus'-Kompilation und Traktate - Edition und Kommentierung

Antragsteller Professor Dr. Martin Schubert, seit 5/2017
Fachliche Zuordnung Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 263956897
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ergebnis des Projekts ist eine umfassend kommentierte, neue Erkenntnisse zum volkssprachlichen Diskurs um die ,Unterscheidung der Geister' bietende Anthologie. Die Edition führt nachdrücklich vor Augen, welch große Bedeutung der ;Unterscheidung der Geister' innerhalb der Melker Reformbewegung zukam. Dass der Unterscheidungsdiskurs im Spätmittelalter sehr populär war, haben Studien der vergangenen Jahre zwar aufgezeigt. Sie nahmen aber nur die ,großen' Unterscheidungsschriftsteller - etwa Heinrich von Friemar, Heinrich von Langenstein, Jean Gerson - in den Blick. Das vielfältige Unterscheidungsschriftum des volkssprachlichen religiösen Diskurses blieb außen vor. Hier nun kann die vorliegende Edition eine Lücke schließen. Die Edition gibt einen Impuls für die weitere Erforschung der volkssprachlichen Gerson-Rezeption. Wie die ,Probate spiritus'-Kompilation und der Traktat ,Von Unterscheidung der Geister' zeigen, geht diese weit über die direkte Übersetzung von Gerson-Schriften in die deutsche Sprache hinaus. So sind die Erweiterungen der ,Probate spiritus'-Kompilation (die eigentlich eine Heinrich von Friemar-Adaptation ist) stark von Gerson beeinflusst. Der Traktat ,Von Unterscheidung der Geister' beruht zwar auf Johanns Kecks ,Decaperotision'; dieses aber rekurriert auf Gerson-Schriften, die auf diesem Umweg in die Volkssprache übersetzt werden. Die Edition zeigt, wie eng die Unterscheidungsthematik mit Fragestellungen verwoben ist, die in den zeitgenössischen theologischen Debatten eine zentrale Rolle spielen. Zu nennen ist hier besonders die Kontroverse um die ,mystische Theologie', die in der Mitte des 15. Jahrhunderts zwischen den Tegernseer Mönchen und Nikolaus von Kues auf der einen Seite sowie dem Kartäuser Vinzenz von Aggsbach auf der anderen Seite ausgetragen wurde. In diesem Zusammenhang wird das Verhältnis zwischen dem als ,Tegernseer Anonymus' bekannten Übersetzer von drei in der Anthologie enthaltenen Unterscheidungstrakten (,Unterscheidung oder Teilung des Geistes und der Seele', ,Von Unterscheidung der Geister', ,Von viererlei Anfechtungen') und dem benediktinischen Theologen Bernhard von Waging ausführlich diskutiert. Zwar ist es nicht möglich, einen endgültigen Nachweis der Identität zu führen, aber es lässt sich zeigen, dass der ,Tegernseer Anonymus' sicherlich in Übereinstimmung mit Bernhard gearbeitet hat. Durch die Edition werden die Kenntnisse des Wortschatzes frömmigkeits­theologischer Literatur des späten 15. Jahrhunderts erweitert. Dies fußt sowohl auf den eher pastoraltheologisch ausgerichteten Traktaten wie der ,Probate spiritus'-Kompilation oder dem Traktat ,Dass die Welt, der Körper und der Teufel ohne Zahl Menschen betrügen' als auch auf den eher fachsprachlich ausgerichteten Traktaten wie ,Von Unterscheidung oder Teilung des Geistes und der Seele'.

 
 

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