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Imagines imperii. Die Wahrnehmung des Reiches und der Deutschen durch die römische Kurie im Reformationsjahrhundert (1523-1585)

Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung von 2014 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 264000054
 
Angesichts der vielen Informationen, die in Rom zusammenströmten, sollte einmal untersucht werden, ob die Päpste tatsächlich die best informierten Monarchen Europas gewesen sind, wie man vermuten möchte". Dieses Desiderat formulierte vor wenigen Jahren der international renommierte Historiker Wolfgang Reinhard. Wenngleich Rom unstrittig ein Informationsknotenpunkt zumindest für die katholische Welt war, nuancieren jüngere Forschungen ein allzu positives Tableau. Wo läge es - abgesehen von der am Beginn der Neuzeit im Zuge der europäischen Expansion entdeckten 'Neuen Welt" - näher, sich dem skizzierten Problem zu stellen als im Lande Luthers und der Reformation, das im 16. Jahrhundert grundlegende Umwälzungen in kirchlich-religiöser, sozialer, kultureller und politischer Hinsicht erfuhr? Die vorliegende Studie setzt hier an. Sie verfolgt das Ziel, die römisch-kuriale Wahrnehmung des Reiches und der Deutschen im Kontext der Spaltung der westlichen Christianitas zu analysieren. Eine solche systematische Untersuchung ist bislang nicht geleistet worden; ohnehin wurden die römisch-deutschen Beziehungen des 16. Jahrhunderts von der deutschen Frühneuzeitforschung seit den 1960er Jahren vernachlässigt. Neben klassischen Feldern wie dem Verhältnis zwischen Papst- und Kaisertum widmet sich die Monographie in historisch-anthropologischer Sicht den Lebens- und Erfahrungswelten päpstlicher Gesandter in Deutschland im Reformationsjahrhundert, etwa ihrer Wahrnehmung von Raum und Zeit, Krankheit und Tod, Geschlechterverhältnissen sowie konfessionellen Differenzerfahrungen, ferner den sprachlichen und kulturellen Translationsleistungen, die Rom im Kontakt mit den Deutschen zu erbringen hatte. Dabei werden neben Aspekten der Sprachgewohnheiten und der Sprachkompetenz auch Probleme des Sprachbewusstseins behandelt. Durch die Anwendung politik- und diskursanalytischer Methoden erfolgt eine Rekonstruktion von Denkweisen und Selbstverständnis kurialer Amtsträger sowie von Prozessen der Wissensgenerierung. In einer doppelten Perspektivierung untersucht die Studie darüber hinaus Prozesse narrativer Geschichtskonstruktion an der römischen Kurie. Die römischkuriale Perzeption des Reiches und der Deutschen erweist sich als unerwartet komplex und facettenreich. In mehrerlei Hinsicht verweisen die in Rom greifbaren Vorstellungen auch im konfessionellen Zeitalter noch auf eine europäische Diskurswelt.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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