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Ursprünge kognitiver Fähigkeiten bei Primaten: Die Primate Cognition Test Battery (PCTB) getestet an drei Arten von Lemuren (Microcebus murinus, Varecia variegata und Lemur catta)
Antragstellerin
Dr. Claudia Fichtel
Fachliche Zuordnung
Biologie des Verhaltens und der Sinne
Förderung
Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 264270577
Im Vergleich zu anderen Säugetieren haben Primaten und insbesondere Menschen in Bezug auf ihre Körpermasse relativ große Gehirne. Da das Gehirn energetisch sehr teuer ist, stellt sich die Frage, welche Faktoren die Evolution von so großen Gehirnen beeinflusst haben. Die Primate Cognition Test Battery (PCTB) stellt eine systematische Herangehensweise dar, um Antworten zu diesem zentralen Thema der Anthropologie zu finden. Es handelt sich dabei um eine standardisierte und umfangreiche Testreihe kognitiver Experimente, in der sowohl technische als auch soziale kognitive Fähigkeiten getestet werden. Die PCTB wurde schon an Menschen, Menschenaffen und zwei Altwelt-Affenarten getestet (Herrmann et al. 2007; Schmitt et al. 2012). Diese Versuche haben gezeigt, dass Kinder im Bereich der sozialen Kognition bessere Leistungen als nichtmenschliche Primaten erbringen. Im Bereich der technischen Kognition unterschieden sich die Arten nur geringfügig, obwohl sie sich stark in ihrer relativen Gehirngröße unterscheiden. Diese Ergebnisse deuten daraufhin, dass kognitive Leistungen im sozialen Bereich einen entscheidenden Einfluss auf die Evolution der Gehirngröße gehabt haben. Um diese Hypothese zu testen und ein umfassenderes Verständnis zur Evolution von Intelligenz bei Primaten und Menschen zu gewinnen sind vergleichende Studien an zusätzlichen Primatenarten notwendig. Strepsirrhine Primaten sind besonders für einen solchen vergleichenden Ansatz geeignet, da sie zu den phylogenetisch basalen Primaten gehören, die evolutionäre Verbindung zu anderen Säugetieren darstellen und deshalb als lebendes Modell ursprünglicher kognitiver Fähigkeiten bei Primaten dienen können. Deshalb wird in diesem Projekt die PCTB an drei Lemurenarten, Microcebus murinus, Varecia variegata und Lemur catta, die unterschiedliche soziale Organisation und Komplexität aufweisen, getestet. Darüber hinaus werden Vorhersagen einer speziellen Hypothese getestet (die cooparative breeding hypothesis), die davon ausgeht, dass das allomaternale Investment bei der Jungenaufzucht einen Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten im sozialen Bereich hat. Da die drei Lemurenarten unterschiedliche Strategien der Jungenaufzucht aufweisen, werden ihre Leistungen untereinander verglichen. Damit stellt diese Studie die erste systematische Untersuchung kognitiver Fähigkeiten von Lemuren dar und liefert zudem wichtige vergleichende Einblicke in die Evolution von kognitiven Fähigkeiten der gesamten Ordnung der Primates.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen