Mittelalterliche Handschriften: Neukatalogisierung der ehemals Donaueschinger Handschriften in der BLB Karlsruhe
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Von 2015–2023 wurde das B-Segment der ehem. Donaueschinger Handschriften in der BLB, d. h. die theologischen Handschriften in Prosa, wissenschaftlich in einem Kooperationsprojekt von UBL und BLB erschlossen. Das Mengengerüst umfasste 72 überwiegend deutschsprachige Handschriften, mit einem Schwerpunkt bei Gebet- und Andachtsbüchern. Vor Projektbeginn war der Bestand lediglich durch einen Katalog von 1865 bzw. eine knappe Inventarliste erschlossen. Das Segment war von der Forschung bisher wenig rezipiert worden, so dass das Projekt mit der Hoffnung verbunden war, eine Vielzahl neuer Quellen und Erkenntnisse zur spätmittelalterlichen Frömmigkeitspraxis insbesondere im frauenklösterlichen Bereich bekannt zu machen. Die wissenschaftliche Tiefenerschließung nach den DFG-Richtlinien Handschriftenkatalogisierung ermöglicht nun einen völlig neuartigen Zugriff auf das Material und konnte den besonderen Quellenwert des B-Segments detailliert darlegen: Für alle Handschriften wurde nicht nur der Inhalt – häufig zum ersten Mal – exakt ermittelt, sondern auch die objekthafte Materialität der Manuskripte genau aufgearbeitet und so Entstehungskontext und Besitzgeschichte erhellt. Im Rahmen der Bearbeitung konnte eine ganze Reihe neuer Textzeugen zur geistlichen Prosa des Spätmittelalters – v. a. aus dem religiösen Kleintextbereich – identifiziert werden. Vielfach handelt es sich um sehr selten überlieferte Texte. Unter den zumeist neuen Ergebnissen zur Entstehungsgeschichte, die das Projekt erbrachte, ragt mit Cod. Don. B V 13 die Identifizierung der bisher ältesten vollständigen Papierhandschrift in deutscher Sprache heraus, die anhand der Wasserzeichen auf um 1335–1340 datiert und in zeitliche wie räumliche Nähe zum Autor des enthaltenen Texts gerückt werden konnte. Wie vor Projektbeginn erhofft, ließ sich für eine Vielzahl der Stücke eine Herkunft aus einem Frauenkonvent nachweisen. In diesem Zusammenhang ergab sich anhand des umfangreichen paläographischen Materials eine weiterführende Perspektive zu Schriftbild-Charakteristika von Codices, die in Frauenklöstern entstanden sind, was für künftige Zuweisungsfragen von Bedeutung ist. Alle Handschriftenbeschreibungen wurden projektbegleitend über die zentralen Nachweissysteme Manuscripta Mediaevalia bzw. das Handschriftenportal online bereitgestellt. Die erhobenen Wasserzeichenbelege sind über das Wasserzeichen-Informationssystem publiziert. Die BLB hat die Projekthandschriften mit Eigenmitteln digitalisiert und über ihre Digitalen Sammlungen sowie das HSP und Biblissima zur Verfügung gestellt. Beschreibungen und Digitalisate liegen in standardisierten Formaten (TEI und IIIF) vor und sind frei und interoperabel nachnutzbar. Nach Abschluss der anschließenden Katalogisierung des Donaueschinger C–G-Segments wird ein Handschriftenkatalog veröffentlicht, der die Beschreibungen zum Gesamtbestand bündelt. Die im B-Projekt geleisteten Vorarbeiten zu Katalogmanuskript, Einleitung und Register bilden hierfür die Basis.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Zeugnisse spätmittelalterlicher Frömmigkeit in Leipzig. Projekt zur ‚Neukatalogisierung der ehemals Donaueschinger Handschriften der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe (BLB)‘ geht in die nächste Phase, Blog der UB Leipzig vom 8. Februar 2018
Katrin Sturm
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Alte Handschrift – Frühes Papier. Eine der ältesten deutschsprachigen Papierhandschriften im Bestand der ehemaligen Donaueschinger Handschriften der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe entdeckt, Blog der UB Leipzig vom 13. Mai 2019
Katrin Sturm
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Württembergisches in Donaueschinger Handschriften?. Württemberg als Kulturlandschaft, 487-522.
Sturm, Katrin
