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CERAMEGYPT - Keramikproduktion und -konsumption im ptolemäisch-römischen Ägypten

Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 264442827
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Zentrum des deutsch-französischen Projektes CERAMEGYPT stand die Erforschung der in Ägypten produzierten Keramik hellenistisch-römischer Zeit. Für sie besteht bis heute ein großes Forschungsdesiderat: Zwar liegen inzwischen durch Grabungsprojekte für einzelne Orte detaillierte Kenntnisse zur Typologie des jeweiligen lokalen Fundspektrums vor, doch wurde dieses Wissen bislang kaum überregional vernetzt. Insbesondere fehlen aber fast überall naturwissenschaftliche Untersuchungen, die eine sichere Bestimmung der Keramikfabrikate und damit der jeweiligen Produktionsorte ermöglichen würde. Grund hierfür ist, dass eine entsprechende labortechnische Infrastruktur in Ägypten fehlt, zugleich aber kein Probenmaterial exportiert werden darf. Diese Situation ist insofern problematisch, als der im gesamten Niltal und -delta verwendete alluviale Ton makroskopisch nicht zu unterscheiden ist, weshalb lange das Verdikt galt, dass eine Differenzierung einzelner Produktionsorte anhand des Tons in Ägypten grundsätzlich nicht möglich sei. Ergebnis ist, dass der allgemeine Kenntnisstand hellenistisch-römischer Keramik in Ägypten im Verhältnis zur übrigen antiken Mittelmeerwelt stark unterentwickelt ist. Mit CERAMEGYPT sollte ein erster landesweiter Beitrag zur archäometrischen Erforschung ägyptischer Keramik hellenistisch-römischer Zeit geleistet werden. Aufbauend auf den positiven Ergebnissen des Vorgängerprojekt CERAMALEX war es das Ziel, mittels portabler Röntgenfluoreszenz-Analysen an möglichst vielen ägyptischen Grabungsorten geochemische Analysen lokal produzierter Keramik durchzuführen, um erste archäometrische Referenzwerte bereitzustellen und einen Beitrag zur Differenzierung von Produktionsorten zu leisten. Hierbei erfolgte für jeden Untersuchungsort in einem standardisierten Verfahren zunächst eine typologische und makroskopische Erfassung der ausgewählten Keramikproben, um dann nach einem festgelegten Messprotokoll ein möglichst breites Formenspektrum mittels portabler Röntgenfluoreszenz zu analysieren. Alle Ergebnisse wurden in der Datenbank ARACHNE der Forschung zugänglich gemacht. Die unberechenbaren politischen und administrativen Verhältnisse in Ägypten machten allerdings mehrfach Anpassungen der Projektstrategie nötig. So zeigte sich, dass die ursprüngliche Planung, möglichst viele Grabungsprojekte in Ägypten direkt aufzusuchen, aufgrund bürokratischer Hindernisse innerhalb der Projektlaufzeit kaum realisierbar gewesen wäre. Um dennoch eine repräsentative Datenbasis erarbeiten zu können, wurden daher vermehrt Materialbestände in europäischen Sammlungen beprobt. Am Ende des Projekts konnten so mehr als 2800 Einzelproben aus mehr als 20 ägyptischen Fundorten zwischen dem Nildelta und Assuan erfasst werden. Die vorab klar definierte Terminologie bei der Beschreibung der Formen, Waren und der Fabrikate ermöglichte es, zusammen mit der homogenen Datengrundlage einer einzelnen primären Messmethode (p-RFA), erstmals grabungsübergreifende Aussagen für die ägyptische Keramik zu treffen. Zudem ergab sich dank dem Einsatz einer vor Ort anwendbaren Methode für die meisten der beteiligten Ausgrabungsprojekte zum ersten Mal die Möglichkeit, ihre Keramik archäometrischen Untersuchungen zu unterziehen. Hierdurch konnten auf lokaler Ebene die Fundbearbeiter in der Scheidung von Fabrikaten unterstützt und teilweise neue Beobachtung zu lokalspezifischen Produktionsprozessen möglich gemacht werden. In überregionaler Perspektive konnte bestätigt werden, dass eine Unterscheidung von Niltonen auf lokaler bzw. regionaler Ebene – auch innerhalb des Nildeltas – grundsätzlich möglich ist, so dass mit dem bereit gestellten Datenmaterial wichtige Ansatzpunkte für zukünftige Vergleichsstudien möglich sind. Schließlich ergaben sich erste Arbeitshypothesen zu allgemeineren ökonomischen Fragen. Aufgrund der Komplexität der Fragestellungen und des Umfangs der Daten werden aber in allen Bereichen weitere Auswertungen und ergänzende Untersuchungen nötig sein.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • CeramEgypt: Towards a broader application of the portable ED-XRF on Egyptian pottery of Greek and Roman times, Kölner und Bonner Archaeologica 6, 2016, 85–90
    L. Heinze – M. Helfert
 
 

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