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Sicherstellung der Krankenversorgung in benachteiligten Räumen. Strategien der Versorgungssteuerung im internationalen Vergleich. Die Beispiele Deutschland, Frankreich, England und Schweden.

Antragstellerinnen / Antragsteller Professor Dr. Thomas Gerlinger; Dr. Renate Reiter
Fachliche Zuordnung Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 264600888
 
Die bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung mit ambulanten medizinischen Leistungen ist in entwickelten Wohlfahrtsstaaten eine Kernaufgabe öffentliche Daseinsvorsorge. Trotz wachsende Arztdichte nimmt die Zahl der Regionen mit ärztlicher Unterversorgung zu. Für die Zukunft wird eine Verschärfung der Versorgungsprobleme prognostiziert.Das vergleichende Projekt untersucht für den Zeitraum seit 2000 bis heute die politischen Strategien (Policies) ausgewählter westeuropäischer Wohlfahrtsstaaten (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Schweden) zur Bewältigung dieses Problems. Das Forschungsinteresse richtet sich auf folgende Fragen:1. Welche Ziele und Instrumente kennzeichnen die gesundheitspolitischen Reaktionen auf das Problem der regionalen Unterversorgung mit ambulanten medizinischen Leistungen im Untersuchungszeitraum?2. Welche Faktoren erklären die jeweilige Zielformulierung und Instrumentenwahl?3. Inwiefern geht mit der Politikformulierung ein Wandel in den Regulierungs- und Versorgungsstrukturen der jeweiligen Gesundheitssysteme einher?Bei Bearbeitung der Frage 1 geht es um Policy-bezogenen empirischen Erkenntnisgewinn durch Exploration. Anhand der verfügbaren Daten und Dokumente wird für die vier Untersuchungsfälle eine Typologie der Problemwahrnehmung und Politikformulierung zu dem Versorgungsproblem erarbeitet.Bei Frage 2 geht es um theoretischen Erkenntnisgewinn für die vergleichende Staatstätigkeits- und Gesundheitssystemforschung durch qualitative empirische Analyse und Erklärung von Wandel. Auf der Basis theoretisch abgeleiteter Arbeitshypothesen werden die kausalen Wirkungszusammenhänge zwischen den nationalen Gesundheitssystemen und der politischen Strategieauswahl überprüft. Hier ist insbesondere von Interesse die Bedeutung der Problemwahrnehmungen beteiligter Akteure, ihrer Machtressourcen und der institutionellen Strukturen des jeweiligen Gesundheitssystems.Bei Frage 3 steht das Problem des Wandels von Gesundheitssystemen im Mittelpunkt. Hier wird analysiert, ob sich mit der Zielformulierung und Instrumentenwahl bei der regionalen Steuerung ambulanter Versorgungskapazitäten in den einzelnen Gesundheitssystemen neue regulative und institutionelle Strukturen herausbilden (Hybridisierung) oder die Problemlösung im gewachsenen regulativ-institutionellen Rahmen verbleibt (Pfadabhängigkeit). Im internationalen Vergleich wird damit auch die Frage nach der Divergenz oder Konvergenz der Systeme thematisiert.Die Untersuchung beruht methodisch auf der qualitativen Inhaltsanalyse von Dokumenten (Gesetze, Gesetzesbegründungen, Positionspapiere beteiligter Akteure, Gutachten etc.) zu politischen Reformmaßnahmen sowie auf Experteninterviews. Die Analyse von Strategien auf der nationalen Ebene wird um regionale Fallstudien ergänzt.Neben dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn verspricht das Projekt politisch-praktischen Nutzen durch das Ausloten der Chancen eines zwischenstaatlichen Politiktransfers (Policy-Learning).
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
 
 

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