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Die Viereckschanzen von Nordheim und die jüngerlatènezeitliche Besiedlung im Raum Heilbronn

Antragstellerin Dr. Andrea Neth
Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 264625219
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Auswertung der beiden Viereckschanzen bei Nordheim erwies eine weitgehende zeitliche Parallelität während der Stufen Lt C2 und D1. Um 200 v. Chr. erfolgte die Umfriedung mit Wall und Graben. Hinsichtlich der Innenbebauung sind zwar Unterschiede erkennbar, in beiden Anlagen standen jedoch ein großes, mehrphasiges Hauptgebäude und kleinere Wirtschaftsbauten. Aus den großen Mengen einplanierten Wandlehms ließen sich Informationen zur repräsentativen Fassadengestaltungen durch Fachwerkelemente und Bemalung gewinnen. Nordheim „Bruchhöhe“ weist durch die Unterteilung in eine Haupt- und eine Annexanlage, die beiden Brunnenschächte und die Existenz eines möglicherweise für kultische Zwecke genutzten Areals eine größere Komplexität auf. Aus beiden Anlagen liegt ungewöhnlich reichhaltiges Fundmaterial vor. Im keramischen Bestand fällt ein beachtlicher Anteil an Drehscheibenware auf. Luxusgüter sind in Form von bemalter Ware, importierter Graphittonkeramik und Amphoren vertreten und bezeugen wie auch zwei Edelmetallmünzen, Teile einer Fein- und einer Dezimalwaage, Drehmühlen aus ortsfremdem Vulkangestein eine Einbindung in regionale und Fernhandelsnetze. Aus den Isotopenuntersuchungen ergeben sich Hinweise, dass auch Schweine Teil des Distributionssystems sein konnten. Das breite Spektrum an Funden aus Handwerk, Landwirtschaft und Haushalt spricht ebenso wie die eindeutig auf Fleischproduktion ausgerichtete Nutztierhaltung und die Tatsache, dass Nordheim den mengenmäßig größten Bestand an Briquetagegefäßen - wobei das Salz zur Konservierung von Fleisch oder zur Verarbeitung von Häuten genutzt werden konnte - außerhalb einer Saline erbracht hat, für eine Interpretation als landwirtschaftliche Anwesen. Die Nachweise von Waffen in beiden Anlagen weisen ihre Bewohner als Angehörige einer sozial herausgehobenen Schicht aus. Im mittleren Neckarland, einer Region ohne Oppida oder unbefestigte Großsiedlungen, scheinen die Viereckschanzen eine zentralörtliche Funktion eingenommen zu haben. Die enge Nachbarschaft zweier Anlagen bei Nordheim, die weder hinsichtlich ihrer Zeitstellung noch hinsichtlich der Qualität ihrer Ausstattung signifikante Unterschiede erkennen lassen, spricht für räumlich begrenzte Herrschaftsbereiche, die sich auf die wirtschaftlichen Nutzflächen in ihrem Umfeld und die dort in Kleinstsiedlungen lebende Bevölkerung beschränkten. Beide Viereckschanzen finden ihr Ende in einem großen Brand um die Mitte des 1. Jhs v. Chr. Während der römischen Kaiserzeit wurden die sicherlich noch sichtbaren Gräben mit Zäunen versehen und dürften als Weideflächen genutzt worden sein.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Die Viereckschanzen von Nordheim und die jüngerlatènezeitliche Besiedlung im Raum Heilbronn. In: R. Karl, Leskova, J. (Hrsg.), Interpretierte Eisenzeiten. Fallstudien, Methoden, Theorie. Tagungsbeiträge der 7. Linzer Gespräche zur interpretativen Eisenzeitarchäologie. Studien zur Kulturgeschichte von Oberösterreich, Folge 47 (Linz 2017) 105-120
    M. Hees/I. Auer/K. Steppan/E. Stephan
  • Die Viereckschanzen von Nordheim. Zwei spätkeltische Gutshöfe im Neckarland. Denkmalpflege in Baden- Württemberg. Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege 47/2, 2018, 113-118
    I. Auer/M. Hees/E. Stephan/K. Steppan
    (Siehe online unter https://doi.org/10.11588/nbdpfbw.2018.2.47998)
  • Kultplatz, Viehgehege oder Zentralort? Archäozoologische und isotopenchemische Untersuchungen zur Funktion der spätkeltischen Viereckschanzen von Nordheim. Archäometrie und Denkmalpflege 2018. Jahrestagung am Deutschen Elektronen-Synchroton Hamburg 24.-28. März 2018, Kurzfassung der Vorträge und Poster, 185-189
    E. Stephan/K. Steppan
 
 

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