Detailseite
Wirkungen der Familienpolitik auf Arbeitsangebots- und Fertilitätsentscheidungen: Empirische Analysen für Deutschland und Frankreich auf Basis eines dynamischen und strukturellen mikroökonometrischen Modells mit task-spezifischem Humankapital
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Statistik und Ökonometrie
Statistik und Ökonometrie
Förderung
Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 264753967
Trotz etlicher Gemeinsamkeiten liegen Frankreich und Deutschland hinsichtlich der Geburtenrate an den entgegengesetzten Extremen innerhalb der OECD. Auch nach vielfältigen Anstrengungen der Familienpolitik in den vergangenen Jahren verharrt die deutsche Geburtenrate auf einem niedrigen Niveau. Vor diesem Hintergrund erscheint uns ein systematischer Vergleich beider Länder von Interesse. Der Vergleich soll theoriebasiert sein, die relevanten Institutionen (Familienpolitik und generelles Arbeitsmarktumfeld) möglichst detailgetreu abbilden und Unterschiede in den Präferenzen berücksichtigen. Wir werden daher ein Lebenszyklusmodell entwickeln und schätzen, in dem die Geburten- und weiblichen Arbeitsangebotsentscheidungen und die Wahl eines bestimmten Karrierepfades als endogene Variable betrachtet werden. Die Frauen berücksichtigen bei der Wahl einer bestimmten beruflichen Laufbahn, dass sich die Kosten von Erwerbsunterbrechungen zwischen den Berufen unterscheiden. Um auch für Frauen mit einer tertiären Ausbildung eine sinnvolle Unterscheidung zwischen verschiedenen Karrierepfaden zu ermöglichen, verwenden wir einen task-basierten Ansatz, um die Unterschiede in den Kosten von Karriereunterbrechungen, die sich aus den Anforderungen der Berufe ergeben, zu operationalisieren. Auch die Politik hat einen wichtigen Einfluss auf diese Kosten, etwa über das Angebot familienexterner Kinderbetreuung und Elterngeld- sowie Elternzeitregelungen. Um nicht zu falschen Schlüssen über die Wirksamkeit dieser Maßnahmen zu gelangen, ist es wichtig, die Heterogenität in den Präferenzen der Frauen - sowohl im Ländervergleich als auch innerhalb jedes Landes - zu berücksichtigen. Das Modell soll zudem gründlich validiert werden. Mit dem für beide Länder geschätzten Lebenszyklusmodell wollen wir die Unterschiede in den beobachteten Ergebnisvariablen den Differenzen in der Familienpolitik, im allgemeinen Arbeitsmarktumfeld und in den Präferenzen zuordnen sowie die Interaktionen zwischen diesen Erklärungsfaktoren untersuchen. Daneben planen wir eine detaillierte Analyse einzelner Leistungen und Maßnahmen. Unsere Hauptanwendung ist die deutsche Elterngeldreform von 2007, zu deren Wirkungen bisher vor allem Erkenntnisse aus quasi-experimentellen Studien vorliegen. Unser Beitrag besteht darin, dass wir mithilfe des strukturellen Lebenszyklusmodells die Effekte der verschiedenen Reformkomponenten separat untersuchen können, die Wirkungen der neuen Elterngeldregelungen von anderen, parallelen Entwicklungen (etwa dem Ausbau der Kinderbetreuung) trennen und die langfristigen Wirkungen in den Blick nehmen, insbesondere also zwischen reinen Timing- und echten Geburteneffekten unterscheiden können. Die Modellstruktur erlaubt zudem Vorhersagen darüber, welche Kombinationen von Geburten- und Arbeitsangebotsergebnissen bei gegebenem Mitteleinsatz maximal realisierbar wären.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Kooperationspartner
Professor Dr. Bertrand Koebel