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Verhaltens- und Inzidenzwirkungen von Steuerreformen
Antragsteller
Professor Dr. Andreas Peichl
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung
Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 264934769
In aktuellen Steuerreformdebatten in Deutschland fehlen häufig empirisch fundierte Erkenntnisse über die ökonomischen Auswirkungen von Steueränderungen. Unser Projekt soll einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, diese Lücke zu schließen. Es hat zum Ziel zu untersuchen, wie Änderungen von Steuern und Transfers sich auf das Verhalten von Individuen, privaten Haushalten und Unternehmen auswirken. Diese Verhaltenseffekte sind von großer Relevanz für die optimale Ausgestaltung der Steuer- und Transfersysteme und sind daher nicht nur für die akademische Diskussion, sondern auch für wirtschaftspolitische Debatten von fundamentaler Bedeutung. Der deutsche Kontext eignet sich sehr gut zur kausalen Identifizierung der Effekte von Reformen des Steuer- und Transfersystems auf ökonomische Entscheidungen, weil es in jüngerer Zeit eine Vielzahl wichtiger Reformen gab, die anhand von neuerdings zur Verfügung gestellten Mikrodaten der amtlichen Statistik und mithilfe modernster ökonometrischer Methoden analysiert werden können. Konkret soll im Rahmen des Projekts zunächst die Elastizität des zu versteuernden Einkommens (ZVE) geschätzt werden. Diese Elastizität fasst verschiedene Ausweichreaktionen auf Besteuerung zusammen und spielt für die Messung der Wirkungen der Besteuerung auf die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt eine zentrale Rolle. Danach sollen zwei Kanäle dieser Elastizität analysiert werden. Erstens soll untersucht werden, ob und in welchem Maße Möglichkeiten zur steuerlichen Absetzung bestimmter Ausgaben genutzt werden, um das ZVE anzupassen und somit die Steuerschuld zu reduzieren. Zweitens soll untersucht werden, wie sich die Besteuerung von Haushalten (z.B. im Kontext des Ehegattensplittings) auf das Arbeitsangebotsverhalten der Haushaltsmitglieder und insbesondere des Zweitverdieners sowie auf die Gründung und Zusammensetzung von Haushalten auswirkt. Die Verhaltensanpassungen von Unternehmen und die mögliche Überwälzung der Steuerlast auf Haushalte werden im Kontext der Gewerbesteuer sowie der Umsatzsteuer untersucht. Mit den durch die Analysen ermittelten Verhaltensparametern der Angebots- und Nachfrageseite lassen sich Aussagen über die Effizienz- und Verteilungswirkungen des deutschen Steuer- und Transfersystems treffen, existierende Reformvorschläge können bewertet und neue Vorschläge entwickelt werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich(e)
Professorin Dr. Andrea Weber