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Wahrnehmung sozialer Informationen bei Gewaltstraftätern mit Antisozialer Persönlichkeitsstörung: Erscheinungsformen, Defizite und Interventionsmöglichkeiten

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2015 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 265200521
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In einer Vielzahl von Studien wurde aggressives und dissoziales Verhalten mit Beeinträchtigungen in der emotionalen Wahrnehmung und Verarbeitung assoziiert. Prominente Ätiologiemodelle vermuteten daher in diesem Wahrnehmungsdefizit eine zentrale Ursache für die Herausbildung und Aufrechterhaltung solchen Verhaltens. Vor allem das Persönlichkeitsmerkmal Psychopathie wurde mit einer Insensitivität für ängstliche Hinweisreize in Verbindung gebracht. Die vorliegende Studie untersuchte an inhaftierten Gewaltstraftätern, ob deren Wahrnehmung von emotionalen sozialen Reizen im Vergleich zu gematchten Kontrollpersonen verändert ist (Querschnittstudie) und sich die möglichen Defizite über ein in der Arbeitsgruppe entwickeltes und evaluiertes computerbasieres Interventionsprogramm reduzieren lassen (Längsschnittstudie). Es konnten 65 männliche Gewaltstraftäter in verschiedenen Justizvollzugsanstalten für eine Teilnahme rekrutiert werden, zudem wurden aus denselben Einrichtungen auch 35 Inhaftierte ohne Gewaltdelikt rekrutiert und 60 gematchte Kontrollpersonen eingeschlossen. Die Befunde der Studie erbrachten keine Evidenz für das Vorhandensein von Defiziten in der Wahrnehmung spezifischer oder unspezifischer emotionaler Hinweisreize in der Stichprobe von Gewaltstraftätern. Auch ließen sich keine Hinweise für einen Zusammenhang zwischen Psychopathie (kategorial oder dimensional) und der Emotionswahrnehmung finden – allerdings zeigte die Subgruppe hochpsychopathischer Straftäter signifikant veränderte visuelle Suchmuster. Während sich in der vorliegenden Untersuchung keine eindeutigen Hinweise für einen perzeptuellen Bias fanden, konnte der postulierte kognitive Attributionsfehler (hostile attribution bias) klar repliziert werden. Gewaltstraftäter zeigen bei ambiguen Mischemotionen eine deutliche Tendenz dazu, soziale Reize eher als bedrohlich zu bewerten. Über ein computerbasiertes Training im Rahmen der Längsschnittstudie konnte die perzeptuelle Sensitivität für eindeutige emotionale Reize signifikant verbessert werden, ein Transfer des Trainingseffektes auf andere Bereiche (visuelle Suchmuster oder kognitive Attribution) ließ sich dagegen nicht nachweisen.

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