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Jenseits der Logik: Hypothetisches Schließen in Wissenschaftstheorie, Informatik und Recht
Antragsteller
Professor Dr. Peter Schroeder-Heister
Fachliche Zuordnung
Theoretische Philosophie
Förderung
Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 265287366
Da Logik nicht nur um der Logik willen da ist, sollten sich logische Untersuchungen auch in der "realen Welt" der Wissenschaft und des Argumentierens als fruchtbar erweisen. Nachdem wir in einem kurz vor dem Abschluss stehenden, erfolgreichen Projekt hypothetisches Schließen aus rein logischer Perspektive betrachtet haben, wollen wir nun Verwendungsweisen hypothetischen Schließens "jenseits der Logik" betrachten, d.h. Verwendungsweisen, die nicht zur Logik im engeren, auf sich selbst bezogenen Sinne gehören.Als solche außerlogischen Bereiche, die wir untersuchen wollen, haben wir gewählt: (1) die Wissenschaftstheorie als philosophisches Gebiet, (2) die Informatik als formalwissenschaftliche Disziplin und (3) das Recht als Anwendung aus dem Gebiet der sozialen Interaktion. In jedem dieser Bereiche spielt hypothetisches Schließen eine herausragende Rolle, die als Testfall für unsere logischen Theorien dienen kann. Wir sind insbesondere daran interessiert, wie weit die beweistheoretische Perspektive, die wir favorisieren, angewendet werden kann. Die Relevanz des Hypothesenbegriffs für die Wissenschaftstheorie ist offensichtlich, sind doch wissenschaftliche Theorien nichts als Hypothesen, die empirischen Tests unterworfen werden und der wissenschaftlichen Erklärung dienen. Wir wollen zeigen, dass unsere beweistheoretische Auffassung logischen Schließens gewisse offene Probleme der Wissenschaftstheorie lösen oder zumindest angemessener analysieren kann, z.B. unter Verwendung konstruktiver Begriffe der Implikation oder von substrukturellen Logiken. Im Bereich des Rechts ist hypothetisches Schließen gleichermaßen allgegenwärtig, insofern Gesetzestexte angewendet werden, indem man aus ihnen logische Konsequenzen zieht. Hier glauben wir ebenfalls, dass unsere beweistheoretische Perspektive neuartige Methoden bereitstellt, Gehalt aus strukturierten Texten zu extrahieren, etwa durch die Verwendung geeigneter Inversionsprinzipien. In der Informatik ist die Verwendung formallogischer Methoden schon weit fortgeschritten. Hier sind wir in unserem philosophischen Projekt vornehmlich an der umgekehrten Richtung interessiert, nämlich daran, wie die spezifische Art der Verwendung von Logik in der Informatik auf die Form der Logik in der Philosophie zurückwirkt. Unsere Arbeitshypothese ist, dass in der philosophischen Logik gerade ein Paradigmenwechsel stattfindet, der nicht-klassische und hier insbesondere beweistheoretische Verfahren in den Vordergrund rückt, die durch die "externe" Verwendung der Logik angestoßen werden. Unser Gesamtprojekt gliedert sich in ein Hauptprojekt ("Master Project"), in dem wir die logischen Mittel zur Analyse hypothetischen Schließens in den Anwendungsgebieten bereitstellen und Ergebnisse dieser Anwendungen untersuchen, und drei spezielle Projekte ("Individual Projects") zu Wissenschaftstheorie, Informatik und Recht, in denen wir bereichsspezifische Formen der Anwendung hypothetischen Schließens analysieren.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Kooperationspartner
Dr. Jean Fichot