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Sind Regionalorganisationen ansteckend? - Diffusion und das institutionelle Design von Regionalorganisationen

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 265396118
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ist das institutionelle Design von Regionalorganisationen ansteckend? Ahmen Regionalorganisationen die institutionellen Designs anderer ROs nach und kommt es dadurch zur Verbreitung ähnlicher institutioneller Designs? Wenn ja, welche Designs diffundieren, etwa das der EU? Wer übernimmt was von wem? Was motiviert Regionalorganisationen dazu, Designs zu übernehmen? Ist es die Suche nach effektiven Problemlösungen, der Wettbewerb um Direktinvestitionen, die Suche nach Legitimation, oder eine Kombination dieser Faktoren? Diesen Fragen ist das Comparative Regional Organizations Project (CROP) systematisch nachgegangen. Speziell testete es in einem theoretisch angeleiteten Untersuchungsaufbau, was die Charakteristika von Regionalorganisationen sind, die institutionelle Designs übernehmen (die Nachahmer) und was die Charakteristika der Organisationen sind, von denen institutionelle Designs übernommen werden (die Vorbilder). Die Fragestellung setzte die Generierung umfangreicher Daten zu Regionalorganisationen voraus: Weder existierte bisher eine verlässliche Zusammenstellung aller Regionalorganisationen, die seit 1946 entstanden sind, noch ein geeignetes Erhebungsinstrument in Form eines Kodierbuches, das in der Lage ist, die Ähnlichkeiten und Unterschiede der Regionalorganisationen in ihrer Vielfalt zu erfassen. Auch musste ein Korpus von Vertragsdokumenten zu jeder Regionalorganisationen erstellt werden, der die Vertragsgeschichte der jeweiligen Organisation abbildet. Alle drei Elemente entstanden im Lauf des Projektes. Die Ziele waren somit: Eine Datenbank über regionale Organisationen zu entwickeln und kontinuierlich zu aktualisieren, die es ermöglicht, nicht nur die Entwicklung der institutionellen Struktur von regionalen Organisationen, die seit 1945 gegründet wurden, zu beschreiben und zu analysieren; sondern auch eine Reihe von theoretisch abgeleiteten Hypothesen über die Mechanismen der Diffusion zu testen, um die Ähnlichkeiten zwischen regionalen Organisationen zu erklären. Im Zuge des Projektes entstand die weltweit größte Vertragsdatenbank über Regionalorganisationen. Sie bietet einen einzigartigen Einblick in die Ausgestaltung von mehr als 120 Regionalorganisationen zwischen 1946 und 2016, von der Afrikanischen Union bis zum West Nordic Council. Weiter generierte das Projekt einen Index zur Messung der Ähnlichkeit von Regionalorganisationen und eine Homepage, die Interessierten die Möglichkeit bietet, die Ähnlichkeit und Unterschiede von Regionalorganisationen selbst zu erforschen. Das erste zentrale Ergebnis, und die große Überraschung ist, dass sich der Anteil an ähnlichen Vertragselementen unter Regionalorganisationen im betrachteten Zeitraum kaum verändert. Er bleibt zwischen 1946 und 2016 relativ konstant bei 20 Prozent. Dieser Wert erklärt sich aus zwei großen Antriebskräften, die den Grad der institutionellen Ähnlichkeit bestimmen: Globalisierung und Demokratie. Globalisierung führt zu mehr Ähnlichkeit, Demokratie zu mehr Unähnlichkeit. Der Index selbst ist also das Ergebnis zweier großer Trends über Zeit. Das zweite zentrale Ergebnis ist, dass Regionalorganisationen tatsächlich voneinander kopieren. Sie tun dies aber weniger, weil sie im Wettbewerb mit anderen Regionalorganisationen um finanzielle Ressourcen wie Direktinvestitionen stehen, die sie zu einem ähnlichen institutionellen Design zwingt; noch spielt soziale Legitimation eine starke Rolle. Regionalorganisationen übernehmen institutionelle Designs voneinander, weil sie nach effektiven Problemlösungen suchen, die es ihnen ermöglichen, ihre Kernfunktionen zu verbessern, wie die Schaffung wirtschaftlicher Prosperität und die Friedensförderung. Das dritte zentrale Ergebnis ist, dass die Anpassung vorhersehbaren Mustern folgt. Der Grad der Anpassung an eine ältere RO hängt dann vom Bedarf ab, das Design zu verbessern (Demand), den Möglichkeiten, über institutionelle Innovationen zu erfahren (Opportunity) und von der Verfügbarkeit eines entsprechenden Modells (Availability). Der Grad der Anpassung wird behindert durch den Demokratiegrad der Mitglieder einer RO (Constraint). Organisationen mit demokratischer Mitgliedschaft kopieren weitaus seltener als Mitglieder einer autokratischen Regionalorganisation.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2015. Studying Asian and comparative regionalism through Amitav Acharya's work. International Relations of the Asia-Pacific 15 (3):537-566
    Jetschke, Anja, Amitav Acharya, Philippe De Lombaerde, Hiro Katsumata, and T. J. Pempel
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1093/irap/lcv005)
  • 2016. Asia. In The Oxford Handbook of Comparative Regionalism, edited by T. A. Börzel and T. Risse. Oxford: Oxford University Press
    Jetschke, Anja, and Saori N Katada
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1093/oxfordhb/9780199682300.013.12)
  • 2017. What Drives Institutional Reforms in Regional Organisations? Diffusion, Contextual Conditions, and the Modular Design of ASEAN. TRaNS: Trans-Regional and -National Studies of Southeast Asia 5 (1):173-196
    Jetschke, Anja
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1017/trn.2016.30)
  • 2020. Patterns of (Dis)similarity in the Design of Regional Organizations: The Regional Organizations Similarity Index (ROSI). International Studies Perspectives
    Jetschke, Anja, Sören Münch, Adriana Rocío Cardozo-Silva, and Patrick Theiner
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1093/isp/ekaa006)
  • 2020. The Existence of Courts and Parliaments in Regional Organizations: A Case of Democratic Control? Politische Vierteljahresschrift 61 (2):309-333
    Jetschke, Anja, and Sören Münch
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/s11615-020-00230-w)
  • 2020. Time to move on! Why the discussion about ASEAN’s relevance is outdated. The Pacific Review 33 (3-4):593-603
    Jetschke, Anja, and Patrick Theiner
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1080/09512748.2019.1673803)
 
 

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