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Transgressionen: Energetisierung von Körper und Szene Das Spiel mit Kräften: Studien zu Choreographie als szenische Kunst der Transgression

Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 265443773
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Forschung Transgressionen: Energetisierung von Körper und Szene richtete sich mit ihren Studien zu Choreographie auf das körperästhetische und szenische Spiel mit Kräften. Mit Blick auf die ästhetischen Verfahren und deren wahrnehmungspolitischen Zielen konnten die Potentialität und ästhetischen Funktionen choreographierter Körper in ihrer Arbeit an Entgrenzungs- und Überschreitungsformen herausgestellt werden. Entlang von vier ausgearbeiteten bewegungsästhetischen Figurationen – Rausch, Lust, Entleerung und Ökonomisierung – wurden divergente choreographische Strategien des Transgressiven analysiert (zu Lust und Ökonomisierung u.a. Rudolf von Laban, GAGA). Historisch ließen sich verschiedene Körperpolitiken körperszenischer Darstellungsräume von Rausch unterscheiden, die im modernen Bühnentanz auf ein transzendentales Körper/Subjekt zielen (Mary Wigman), im zeitgenössischen Tanz (u.a. Doris Uhlich, Anouk van Dijk, Meg Stuart) indessen den choreographierten Körper selbst zum Schauplatz widerständiger Kräfte machen. Gewinnbringend wurde ein theatertheoretischer Zugang entwickelt, der Rausch im Kontext und in Differenz zu rituellen Körperpraktiken als ein ästhetisch hergestelltes und ausgestelltes Körperfeld mit choreographisch erzeugten Erfahrungsfeldern erkennbar macht. Die kulturpolitische Tragweite bewegungsästhetischer Figurationen trat in Analysen zur Entleerung in postmodernen Positionen (Yvonne Rainer) als ästhetische Intervention prägender Prinzipien im Bühnentanz hervor. Mit Blick auf den Zeitgenössischen Tanz (u.a. Kat Válastur, Margrét Sara Guðjónsdóttir, Laurent Chétouane) konnte das ästhetische Potential des Energetischen verdeutlicht werden, Transgressionen dessen zu bewirken, was den Körper ausmacht: Das erlernte, kulturell verankerte und habitualisiert wie gesellschaftlich konzipierte Vermögen des Körpers, zu wissen, wie er sich bewegt und wer er ist, wird ausgesetzt, zurückverwiesen, konfrontiert und eingemeindet durch spezifisch erzeugte Kräftefelder. Eingesetzt wird eine Arbeit an der Transformation, die das Vermögen des Körpers übersteigt und Zonen ästhetischer Kräfte seiner Kunst öffnet. Analysen verschiedener Choreographien von Le Sacre du Printemps (u.a. Pina Bausch, Laurent Chétouane) machten in ihrer thematischen Auseinandersetzung mit Opfer(n), Leben und Tod auf den ordnungs- und beziehungsstiftenden Akt von Choreographie aufmerksam, nämlich als Kunst transgressiver Beziehungsstiftung zu fungieren. Eröffnet wurde die Frage nach dem Choreographischen als kulturell prägende Instanz, die aufschlussreich auf der interdisziplinären Abschlusskonferenz Choreographie als Kulturtechnik diskutiert wurde. Im Kontext der Kulturtechnikforschung verwiesen die Tagung und ihr nachfolgender Tagungsband auf ein wichtiges Forschungsdesiderat und begegnete ihm mit ersten Studien, die energetische Kräfte zwischen Körpern, Räumen und Zeiten als kulturprägende Ordnungsmacht thematisieren. Zudem war die Forschung durch eine bemerkenswert anhaltende Aktualität des Themas ›Energetisierung‹ in der zeitgenössischen Tanzund Performancekunst begleitet. So fand der Symposiumband Energetic Forces as Aesthetic Interventions begleitet durch eine Buchpräsentation auf dem internationalen Tanzfestival Tanz im August in Berlin ebenso wie das wissenschaftlich-künstlerische Symposium selbst ein überraschend positives Echo.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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