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Gemeinsame Welt denken. Bedingungen interkulturellen Zusammenlebens bei Jürgen Habermas und Eilert Herms.

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2015 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 265446231
 
Wie können Menschen verschiedener Kulturen und Religionen in einer zunehmend globalisierten Welt zusammenleben? Herausforderungen der Gegenwart stellen sich verstärkt als globalisierte Phänomene dar: vom Klimaschutz über die Regelung der Finanzmärkte bis hin zur Sicherheitspolitik. Die Völkergemeinschaft muss entscheidende Probleme gemeinsam angehen. Damit rückt auch die Frage nach der Grundlage dieser Gemeinschaft in den Mittelpunkt. Während manche vom "Kampf der Kulturen" (Samuel Huntington) reden und die partikularen, unversöhnlichen Interessen in den Mittelpunkt rücken, verweisen andere auf die universale Vernunft, die jedem reflektierenden Wesen in gleichem Maße zugänglich ist. Lässt sich also eine gemeinsame Welt denken?Ich untersuche die Möglichkeitsbedingungen des Zusammenlebens unter besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses von Vernunft und Religion. Dazu stelle ich zwei Denker gegenüber, die in gegensätzlicher Weise diese Verhältnisbestimmung vornehmen. Jürgen Habermas steht in pointierter Weise für die kommunikative Vernunft. Diese verbindet die Menschen und ermöglicht eine universale Basis für den Austausch von Geltungsansprüchen. Für Habermas stellen die Religionen der Welt zwar zunehmend eine wichtige Ressource für den gesellschaftlichen Zusammenhalt dar. Aber sie haben keinen Einfluss auf die grundlegende kommunikative Basis einer wechselseitigen Anerkennung von Argumenten und Gründen. Der öffentliche Gebrauch der diskursiven Vernunft ist von Haus aus auf die Menschheit als Ganzes ausgerichtet - und im weiteren Sinne auf die Weltgesellschaft. Für Eilert Herms dagegen ist die Frage nach dem interkulturellen Zusammenleben im Kern eine Frage nach der Religion. Religion ist gleichzusetzen mit Weltanschauung, die jeden Menschen so fundamental prägt und orientiert, dass der Gebrauch der Vernunft immer durch die jeweilige Sicht beeinflusst wird. Soll das Zusammenleben verstanden und gestaltet werden, müssen die beteiligten Religionen erfasst und expliziert werden. Denn aus der Religion werden die Ziele, Pflichten und Kräfte generiert, die handlungsleitend und -ermöglichend sind. Für Herms ist die Frage nach einer friedlichen Gestaltung der werdenden Weltgesellschaft nur zu beantworten, wenn die Religionen sich ihre letzten Ziele wechselseitig offenlegen und die partikulare Genese ihrer Prämissen anerkennen.Meine Arbeit sucht eine intelligente Verbindung dieser sich wechselseitig ausschließenden Positionen. Dabei argumentiere ich, dass menschliche Kommunikation durch individuelle und identische Aspekte gekennzeichnet ist - und Verständigung nur stattfindet, wenn partikulare und universale Wesenszüge der Menschen berücksichtigt werden. Religion und Vernunft stehen also in einer komplementären Konkurrenz. Soll die werdende Weltgesellschaft friedlich gestaltet werden, muss der konfliktreiche Austausch zwischen den Religionen auf der Basis diskursiver Offenheit stattfinden.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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