Detailseite
Projekt Druckansicht

Die brandenburg-preußische Hochschulpolitik in der Frühphase der Universität Halle (1688-1740)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 265579832
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt zur preußischen Hochschulpolitik am Beispiel der Universität Halle um 1700 hat gezeigt, dass die bislang gängigen Attribute, mit denen die Universität Halle in der Universitätsgeschichte und in der Aufklärungsforschung bedacht werden – Reformuniversität und ein Beispiel für eine auf Innovation setzende Hochschulpolitik – sich nicht halten lassen. Mithilfe der Adaption von politik- und sozialwissenschaftlichen Arbeiten aus der Steuerungs- und der Governanceforschung wurde untersucht, welche Akteure für die Entwicklung der Hochschule von der Gründung im Jahr 1791 bis in das Jahr 1740 auszumachen waren. Dabei war die Rolle der landesherrlichen Regierung eine weitgehend reaktive – man reagierte auf Anfragen und Konflikte innerhalb der Universität oder zwischen der Universität und anderen Personen bzw. Institutionen wie dem städtischen Rat in Halle, den hallischen Pfarrern etc. Die gemeinsame Argumentationsgrundlage – die Konsensfassade – aller Akteure war dabei die Sorge um den „Flor“ der Universität. Mit diesem Wertbegriff konnten unterschiedlichste Ziele und Interessen von einzelnen Akteuren vorgebracht werden. Steuerung funktionierte seitens von König und Regierung in einem breiten Spektrum von konsensorientierten Lösungen in Kommissionen mit allen beteiligten Akteuren über Tausachgeschäfte zu Lasten nicht beteiligter Dritter bis hin zu ad hoc-Entscheidungen des Königs. Die vorhandenen Verfahrenswege und Institutionen waren nicht hinreichend etabliert, so dass Abweichungen von formal geregelter Kommunikation eher die Regel waren als die Ausnahme. Bei all diesen Auseinandersetzungen ging es nur selten um das inhaltliche Profil der Universität. Im Vordergrund standen Fragen der Zuständigkeit und der Kompetenz, der Disziplin insbesondere der Studenten, aber auch mitunter der Lehrenden, standen Konflikte zwischen Universität und der Stadt und später auch des in Halle stationierten Regiments. Generell lässt sich konstatieren: Dass sich die Universität Halle in wenigen Jahrzehnten zu einer erfolgreichen und international wahrgenommenen Universität entwickelte, mit den größten Immatrikulationszahlen im Alten Reich, hatte viele Gründe – die Steuerung seitens der Regierung oder der Universitätsmitglieder zählte nicht dazu. Und Innovation stellte sich in den ersten Jahrzehnten der Universität auf vielfältige Art und Weise ein – aber nicht, weil diese planmäßig herbeigeführt, also durch Governance befördert wurde. Vielleicht lässt sich aus diesen beiden Schlussfolgerungen ja auch etwas lernen für heutige Hochschuldebatten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • "Die Fridericiana in der Krise? Frequenz und Flor als Kriterien für den Erfolg einer frühneuzeitlichen Universität am Beispiel der Alma Mater halensis". Innovationsuniversität Halle?: Neuheit und Innovation als historische und als historiographische Kateg
    Marianne Taatz-Jacobi
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1515/9783110682076-006)
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung