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Der Hochmeisterpalast auf der Marienburg/Malbork. Residenzarchitektur des Deutschen Ordens auf dem Weg zur "Verhofung". Symbolbau der Denkmalpflege und des preußischen Patriotismus

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 265673350
 
Der am Ende des 14. Jahrhunderts errichtete Palast des Hochmeisters des Deutschen Ordens auf der Marienburg (poln. Malbork) ist einer der herausragenden und wegweisenden spätmittelalterlichen Residenzbauten in Europa. Er besticht nicht nur durch die Modernität seiner architektonischen Formen, sondern auch durch eine ausgeklügelte Innenraumstruktur, die Repräsentationsabsichten, Verwaltungsnotwendigkeiten und private Komfortansprüche des Fürsten miteinander in Einklang brachte. Die Planungskonzeption des Palastes beruhte auf der Integration vonVerwaltungsorganen (Kanzlei, Archiv) mit den Wohn- und Repräsentationsbereichen des Hochmeisters als jeweils örtlich fest installierte Einrichtungen. Damit wurden Prinzipien moderner Regierungs- und Verwaltungstechniken in der Zeit des Übergangs von der mittelalterlichen Reise- zur modernen Territorialherrschaft in gebaute Architektur übertragen. Der Hochmeisterpalast ist somit bauliches Resultat des Prozesses der "Verhofung" des Hochmeisteramtes im 14. Jahrhundert, bei dem es zu einer sukzessiven "Verfürstlichung" der Stellung der Person des obersten Ordensrepräsentanten kam. Um diesen Vorgang zu belegen und nachzuvollziehen, sollen die bauliche Struktur des Hochmeisterpalastes sowie die hierzu erhaltene schriftliche Quellenüberlieferung umfassend und systematisch erschlossen und ausgewertet werden. Der fast unversehrt bis heute erhaltene Bau ist zu diesem Zweck durch eine genaue Dokumentation (3D-Laserscan, Raumbuch) sowie eine quellengestützte bauhistorische Analyse gründlich monographisch zu untersuchen und in den Kontext der europäischen Residenzanlagen einzuordnen. Darüber hinaus soll die Rolle des Hochmeisterpalastes für die Ausbildung Romantik in Deutschland, des modernen Denkmalpflegegedankens sowie des preußischen Patriotismus um 1800 erforscht werden. Dies gilt einerseits für die propagandistische Rolle, die der Marienburg unter König Friedrich Wilhelm III. zufiel, als auch für den Einfluss der Marienburg auf das Werk Friedrich Gillys und Karl Friedrich Schinkels (Wiederentdeckung des Sichtbacksteins als Baumaterial, Entstehung der Neugotik), die sich beide intensiv mit der Architektur des Hochmeisterpalastes auseinandergesetzt haben. Zu diesem Zweck sollen umfangreiche, noch nicht ausgewertete Archivalien aus den Beständen des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz sowie des Schlossbauarchivs in Marienburg bearbeitet werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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