Private Hochschulen im internationalen und historischen Vergleich (1950-2004)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Studie „Private Hochschulen Im Internationalen Vergleich" untersucht die Entwicklung privater Hochschulen In Deutschland, den USA, Rumänien und Chile zwischen 1950 und 2004. Im Zentrum der Untersuchung steht die Frage, ob die privaten Hochschulen der Hochschulbildung etwas hinzufügen, was die öffentlichen Hochschulen nicht bieten, oder ob sie sich Ihnen angleichen und lediglich das Angebot an Studienplätzen erweitern. Die Demokratisierung der Gesellschaft, so ergab sich, begünstigte die Entwicklungsmöglichkeiten privater Hochschulen in den untersuchten Ländern. Das zeigt sich in den USA mit ihrer weit zurückreichenden Tradition der Demokratie und privater Hochschulen, es zeigt sich In Rumänien und Chile, wo private Hochschulen nach dem Ende der Diktaturen expandierten, und in Deutschland, wo sie vor dem Zweiten Weltkrieg kaum eine Rolle spielten, heute aber zu einem wichtigen politischen Thema geworden sind. Die privaten Hochschulen nähern sich den öffentlichen mit Ihrer Lehre an. Das wird greifbar in den Akkreditierungsverfahren. Sie lassen zu Wissenschaftlichkeit und zu akademischer Freiheit keine Alternative. Sie bestehen überall auf den universalistischen Normen freien wissenschaftlichen Denkens, gegenüber den privaten Hochschulen nicht anders als gegenüber den öffentlichen. Bildungseinrichtungen, die diesen Normen nicht genügen, werden nicht akkreditiert. Die privaten Hochschulen sind im Durchschnitt kleiner als die öffentlichen, aber das bedeutet nicht notwendigerweise, dass sie anspruchsvoller wären und Elitecharakter hätten. In drei der untersuchten Länder sind die privaten Hochschulen den öffentlichen an Ansehen und wissenschaftlicher Produktivität beträchtlich unterlegen; nur in den USA stehen die privaten research universities den Öffentlichen nicht nach. Aber auch hier hat die Bedeutung privater Hochschulen mit der Verwissenschaftlichung der Bildung abgenommen. So ist der Anteil der Privathochschüler von 80 Prozent um 1900 bis heute auf 20 Prozent gefallen. In Rumänien haben private Hochschulen die vorübergehende Knappheit an Studienplätzen in den öffentlichen kompensiert. Nur in Chile ist ein bedeutenderer Anteil der Studenten in privaten Hochschulen immatrikuliert, aber viele dieser Einrichtungen kämpfen um ihre Integrität. In Deutschland haben die privaten Hochschulen mit drei Prozent aller Studenten nur eine marginale Bedeutung, denn die öffentlichen Hochschulen haben sich nach dem Zweiten Weltkrieg dem wachsenden Bildungsinteresse geöffnet. So wurden also die Möglichkeiten privater Hochschulen durch die moderne Gesellschaft begünstigt, es entstand aber nur ein relativ geringes Interesse an Ihrer Realisierung. Dass ihre Entwicklung nicht zu einer alternativen Bildungspraxis führt, schränkt die Bedeutung ein. die der Form der Trägerschaft heute noch zukommt.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Internationalisierung der Hochschulen und vergleichende Hochschulforschung. In: Die Hochschule. Journal für Wissenschaft und Bildung 16, 2007, Heft 1. S. 36-42
Gero Lenhardt / Robert D. Reisz / Manfred Stock
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Los Limites de la Gestión. Consideraciones Sociológlcas sobre la Gestión Universitaria en Chile y Alemania. In: Universum. Revista de Humanidades y Ciencias Sociales 22, 2007, n.2. S. 113-128
Enrique Fernándes Darraz / Manfred Stock