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Aktivierung des Defensivsystems durch interozeptive Empfindungen bei Kindern mit chronischen Schmerzen

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2014 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 265883678
 
Chronische Schmerzstörungen bei Kindern führen zu einer ausgeprägten Beeinträchtigung und stellen mit Prävalenzraten von drei bis fünf Prozent ein bedeutsames Gesundheitsproblem dar. Starke und unkontrollierbare akute Schmerzen können ein furchterregendes Erlebnis sein, welches eine sofortige Defensivreaktion nach dem Threat Imminence Modell auslöst. Diese Defensivreaktion geht mit einer starken psychophysiologischen Erregung und defensiver Aktionsbereitschaft einher. Bei Kindern mit chronischen Schmerzstörungen können interozeptive Empfindungen, die parallel zum Schmerz auftreten, zu konditionierten Auslösern der Defensivreaktion werden. Diese kann zu stärkeren Schmerzen, Beeinträchtigung und einer Erwartungsangst mit Vermeidungsverhalten führen. Die Bedeutung von interozeptiven Prozessen wird insbesondere bei chronischen Kopf- und funktionellen Bauchschmerzen, den häufigsten Schmerzformen bei Kindern, zunehmend diskutiert. Defensivreaktionen nach interozeptiven Empfindungen wurden jedoch bei Kindern mit chronischen Schmerzstörungen bisher nicht untersucht. Das vorliegende Projekt strebt an, zwei Lücken in der internationalen Forschung zu schließen: Erstens werden wir untersuchen, ob die Wahrnehmung von harmlosen interozeptiven Empfindungen zur Aktivierung des Defensivsystems bei Kindern und Jugendlichen (11-18 Jahre) mit chronischen Kopfschmerzen (CDH; n=40), funktionellen Bauchschmerzen (FAP; n=40) und Gesunden (HC; n=40) führen wird. Zwei Arten von Empfindungen werden untersucht: Empfindungen, die räumlich nah (proximal) bzw. distal zum Hauptschmerz sind. Basierend auf der Proximity-Hypothese wird vermutet, dass proximale Empfindungen eher das Defensivsystem aktivieren werden als distale Empfindungen.Zweitens werden wir in einem zweiten Experiment an 26 Kindern (11-18 Jahre) mit chronischen Schmerzstörungen untersuchen, ob störungsspezifische aversive Imaginationen von interozeptiven Empfindungen auch das Defensivsystem aktivieren können. Es wird vermutet, dass aversive Imaginationen eher das Defensivsystem aktivieren werden als neutrale. Die Defensivreaktionen der Kinder werden mit dem etablierten instructed-fear-Paradigma untersucht. Die Reaktionen werden nach aktuellem Stand durch eine multimodale Erfassung mit Selbstbericht, peripherer physiologischer Reaktivität (Hautleitwertniveau, Herzrate) und der Startle-Potenzierung erfasst.Das vorliegende Projekt wird das erste sein, welches die Aktivierung des Defensivsystems durch wahrgenommene oder imaginierte interozeptive Empfindungen bei Kindern mit chronischen Schmerzstörungen untersucht. Das Projekt wird einen bedeutsamen Beitrag zu dem kargen Gebiet der experimentellen Forschung im Bereich des chronischen Schmerzes bei Kindern leisten. Die Ergebnisse liefern nicht nur wichtige Erkenntnisse für die Entstehung und Aufrechterhaltung von chronischen Schmerzen bei Kindern, sondern auch die Basis für die Konzeption von neuen Interventionen, wie die interozeptive imaginierte Exposition.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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