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Die Aneignung des Weltwissens. Adelbert von Chamissos Weltreise (Materialerschließung, Transkription, Analyse)
Antragsteller
Professor Dr. Walter Erhart; Professor Dr. Matthias Glaubrecht
Fachliche Zuordnung
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Wissenschaftsgeschichte
Wissenschaftsgeschichte
Förderung
Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 266360955
Adelbert von Chamisso (1781-1838) zählt zu den bereits im 19. Jahrhundert kanonisierten, mittlerweile jedoch fast unbekannten Autoren der deutschen Literaturgeschichte. Insbesondere seine naturkundlichen Schriften und die verschiedenen Fassungen seiner Reise um die Welt (1821/1836) sind wenig erforscht, zahlreiche Texte und große Teile des Briefwechsels bis heute nicht ediert. Ein noch unbekanntes Originaltagebuch der Weltreise (1815-1818) befindet sich im Nachlass der Staatsbibliothek zu Berlin; die in den Schriften selbst vielfältig behandelten naturkundlichen Objekte der Weltreise sind erst kürzlich im Berliner Museum für Naturkunde entdeckt und archiviert worden. Das Forschungsprojekt zielt auf die Erforschung der Zusammenhänge von Naturforschung und Literatur in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts; es nimmt erstmals den Schriftsteller und Naturforscher Chamisso gleichermaßen in den Blick. Ausgangspunkt ist die These von der zentralen Stellung der Weltreise(-literatur) in Chamissos Werk; in enger Kooperation von Naturwissenschaft, Wissenschaftsgeschichte und Literaturwissenschaft sollen Genese, Produktion und Darstellung des dabei angeeigneten und präsentierten naturkundlichen Wissens rekonstruiert und analysiert werden. Grundlage des Projekts ist die Transkription, Kommentierung und (Teil-)Publikation der Originaltagebücher sowie weiterer reiseliterarischer und naturkundlicher Schriften. Die von den Antragstellern, einem Wissenschaftshistoriker/Biologen und einem Literaturwissenschaftler, geleitete Arbeitsgruppe erforscht die philologisch-historischen Bestandteile des reiseliterarischen Werks, platziert sie im wissenschaftshistorischen Kontext und verknüpft Untersuchungen zur Entstehung und objektbezogenen Aneignung des naturkundlichen (Welt-)Wissens mit literaturwissenschaftlichen Studien zu reiseliterarischen und poetischen Darstellungsformen. Mit der Erschließung von neuem Quellenmaterial sowie der interdisziplinären Analyse sämtlicher, mit Chamissos Welt- und Entdeckungsreise verbundener Schriften und Objekte intendiert das Forschungsprojekt die (Wieder-)Entdeckung eines Autors und Forschers, der als Vermittler und Grenzgänger zwischen Literatur und Naturforschung bisher kaum wahrgenommen wurde. Die im Vergleich mit den Forschungsreisen, der Weltreiseliteratur und der (Natur-)Wissenschaft des 19. Jahrhunderts durchgeführte Untersuchung von Chamissos Weltreiseschriften (Tagebücher, Reiseberichte, botanische und zoologische Studien, Gedichte) verspricht einen grundlegenden Beitrag zur Ausgestaltung und Differenzierung moderner Wissenskulturen, zu den Darstellungs- und Schreibformen des naturkundlichen (Welt-)Wissens sowie den wirkungsvollen Wechselwirkungen von Literatur, Ästhetik, Natur- und Völkerkunde in der Literatur- und Wissenschaftsgeschichte des 19. Jahrhunderts.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen