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Abwesende Väter? Zur Dynamik von Vaterschaft und Partnerschaft nach Trennung und Scheidung

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 266395921
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt fokussierte auf Trennungsväter. Ziel war es, einen umfassenden Überblick über das Leben derjenigen Väter zu geben, die von der Mutter ihres Kindes/ihrer Kinder getrennt leben. Speziell sollte der Umfang der Gruppe der Trennungsväter quantifiziert, ihre Partnerschafts- und Fertilitätsdynamik abgebildet sowie ihre Lebenszufriedenheit und Beziehung zu ihren leiblichen Kindern untersucht werden. Ein wichtiger Befund ist die Darstellung immer noch existierender Ost-West-Unterschiede im Trennungs- und Nachtrennungsverhalten in Deutschland. Ostdeutsche Väter bekommen zwar seltener ein zweites oder drittes Kind im Vergleich zu westdeutschen Vätern. Wenn sie sich trennen, haben sie aber eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit ein weiteres Kind zu bekommen. Im Ost-West-Vergleich und auch im internationalen Vergleich sticht Ostdeutschland durch die hohe Prävalenz der „Multipartner-Fertilität“ hervor. Auch im Kontakt der Väter mit ihren Kindern nach einer Trennung oder Scheidung sind Ost-West-Unterschiede zu erkennen. So ist der Anteil an Trennungsvätern in Ostdeutschland höher als in Westdeutschland, was zum Teil mit Ost-West-Unterschieden im Alter bei der Erstgeburt in Zusammenhang steht. Ostdeutsche Väter, die getrennt von ihrem ersten Kind leben, haben zudem weniger Kontakt zu diesem Kind (29% vs. 22% in Westdeutschland). Der Vater-Kind-Kontakt wird vor allem von der aktuellen Partnerschaftsform und der Sorgerechtsregelung bestimmt. Während fast die Hälfte der Väter mit gemeinsamem Sorgerecht ihr Kind mindestens einmal in der Woche sieht, trifft dies nur auf jeden fünften Vater ohne Sorgerecht zu. Über die Zeit nimmt der regelmäßige Kontakt zum Vater in beiden Fällen ab. Zehn Jahre nach der Trennung haben allerdings noch 71 Prozent der Väter mit gemeinsamem Sorgerecht regelmäßigen Kontakt zu ihren Kindern, während dies nur bei 38 Prozent der Väter ohne Sorgerecht der Fall ist. Dieses Ergebnis ist von sozialpolitischer Relevanz, da eine Stärkung der rechtlichen Position von Vätern nach einer Trennung ebenfalls die Vater-Kind-Beziehung stärkt. Des Weiteren führt eine verbesserte Vater-Kind-Beziehung auch zu einem gesteigerten Wohlbefinden von Vätern nach einer Trennung oder Scheidung. Je enger der Kontakt bestehen bleibt – entweder weil die Kinder beim Vater leben oder die Eltern ein Wechselmodell praktizieren –, umso positiver schätzen die Väter ihre eigene Lebenszufriedenheit ein. Zudem können wir zeigen, dass alleinerziehende Väter und Mütter seltener abhängig von Sozialleistungen sind, wenn sie das Wechselmodell praktizieren. Dieses Ergebnis weist darauf hin, dass sozialpolitische Maßnahmen, die den Eltern-Kind-Kontakt nach Trennung und Scheidung fördern, nicht nur bedeutsam sind, um die Verbindungen der Kinder zu ihren nicht bei ihnen lebenden Elternteilen zu fördern, sondern darüber hinaus Implikationen für das ökonomische Wohlbefinden der Eltern haben. Über die Projektergebnisse wurde ebenfalls in den Publikumsmedien berichtet bzw. haben die Projektleiterinnen die Öffentlichkeit informiert. Einige Beispiele dafür sind: ein Interview von Michaela Kreyenfeld zu Trennungsvätern in Europa (https://www.youtube.com/watch?v=sEaVNuoSmNE), ein Hintergrundgespräch für einen Zeitschriftenartikel zum Thema „Papa kann das auch!“ von Heike Trappe in der Zeitschrift „MuM“ Nr. 22 (Sommer 2016) und zum Thema „Wie leben wir morgen? Familie 2.0“ im Magazin der SZ +3 n° 26, ein Bericht der Tageszeitung NNN vom 29.05.2018 über Scheidungseltern im Fokus, Teilnahme von Michaela Kreyenfeld am Zukunftsgespräch des BMFSFJ „Gut getrennt erziehen“ am 11.07.2017: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/zukunftsgespraech-ueberbeduerfnisse-und-wuensche-von-trennungsfamilien/117772 .

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2016). Reliability of Union Histories in Social Science Surveys: Blurred Memory, Deliberate Misreporting, or True Tales? Advances in Life Course Research, 27(1), 30-42
    Kreyenfeld, M., & Bastin, S.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.alcr.2015.11.001)
  • (2017). Social Policies, Separation, and Second Birth Spacing in Western Europe. Demographic Research, 37(37), 1245-1274
    Kreyenfeld, M., Geisler, E., Castro Martín, T., Hannemann, T., Heintz-Martin, V., Jalovaara, M. Kulu, H., Meggiolaro, S. Mortelmans, D., Pasteels, I., Seiz, M. & Solaz, A.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.4054/DemRes.2017.37.37)
  • (2018). Loose Ties? Determinants of Father–Child Contact after Separation in Germany. Journal of Marriage and Family
    Köppen, K., Kreyenfeld, M., & Trappe, H.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1111/jomf.12504)
 
 

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