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Versicherung und Hilfeleistungen zwischen Privathaushalten - Eine experimentelle Untersuchung

Fachliche Zuordnung Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 266876538
 
Die meisten Menschen in Entwicklungsländern haben bislang keine Versicherung; sie sind daher in einem Notfall auf Hilfeleistungen von Verwandten und Freunden angewiesen. Doch das Angebot an Versicherungen nimmt stetig zu. Eine wichtige Frage ist, welchen Einfluss die Möglichkeit der individuellen Absicherung auf die Bereitschaft hat, sich gegenseitig zu unterstützen. Bisherige Studien kommen zu gegensätzlichen Ergebnissen: einige machen einen Rückgang von Hilfeleistungen aus, andere einen Anstieg. Die ausschlaggebenden Faktoren bleiben unklar. Gestützt auf die Literatur zu other-regarding preferences untersuchen wir zwei mögliche Mechanismen, die die gegensätzlichen Ergebnisse erklären könnten. Einerseits ist denkbar, dass sich eine versicherte Person im Vergleich zu Nichtversicherten als vergleichsweise besser gestellt sieht und in einer Notlage eher bereit ist auszuhelfen (Änderung der relativen ökonomischen Sicherheit). Andererseits ist vorstellbar, dass mit der Einführung von Versicherung die gesellschaftliche Erwartung einhergeht, dass sich jede/r individuell absichert. Eine versicherte Person könnte andere Personen, die keine Versicherung aufgenommen haben, abstrafen und in einer Notlage weniger unterstützen (Änderung der individuellen Verantwortung). Wir untersuchen diese Mechanismen mit Hilfe eines Verhaltensexperiments im Feld in Kombination mit einer Befragung zur gegenseitigen Unterstützung innerhalb von sozialen Netzwerken. Das Projekt wird in mehreren Dörfern in Kambodscha durchgeführt. Dabei kooperieren wir mit der Social Health Protection Association, einer Nichtregierungsorganisation, die gemeindebasierte Krankenversicherungen fördert. Die Datenerhebung verläuft in zwei Schritten. Im ersten Schritt führen wir in den Dörfern eine ausführliche Haushaltsbefragung durch, mit einem besonderen Fokus auf soziale Netzwerke im Dorf. Diese Daten ermöglichen uns zu untersuchen, welche Faktoren die Hilfeleistungen innerhalb dieser Netzwerke beeinflussen, wobei wir ein Hauptaugenmerk auf die Rolle von Versicherung und das Verständnis von individueller Verantwortung legen.Im zweiten Schritt führen wir in denselben Dörfern zeitlich versetzt ein Experiment durch, das sich auf das Solidaritätsspiel stützt. In mehreren Gruppen werden 2-Personenteams gebildet. Beide Spieler erhalten einen Geldbetrag, von dem sie einen Teil wieder verlieren können. Die Spieler entscheiden, wie viel ihres Geldes sie ihrem Spielpartner geben würden, sollte dieser verlieren. Von Gruppe zu Gruppe wird variiert, ob und in welcher Form eine Versicherung aufgenommen werden kann. Damit können wir den Einfluss einer Änderung der relativen ökonomischen Sicherheit sowie einer Änderung der individuellen Verantwortung messen. Mit Hilfe der Umfragedaten können Entscheidungen im Experiment mit den Netzwerkstrukturen in Beziehung gesetzt werden. Zudem wird untersucht, inwieweit das beobachtete Verhalten im Experiment dem Verhalten außerhalb des Experiments entspricht.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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