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Global strategies und local modes of technical vocational education and training in German multinational companies: A regional comparison in Emerging Economies

Subject Area Human Geography
Term from 2015 to 2019
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 266956463
 
Final Report Year 2018

Final Report Abstract

Das Forschungsprojekt hat sich mit der Frage beschäftigt, wie multinationale Industrieunternehmen (MNU) ihre technische Aus- und Fortbildung organisieren und welche lokalen Arrangements dabei vor Ort anzutreffen sind. Der Fokus richtete sich auf Kompetenzen, die in den Werken ‚intermediär‘ zwischen Einfacharbeit und Ingenieurskompetenzen angesiedelt sind. Dabei wurden drei Zielregionen in Emerging Economies untersucht: Städte im zentralen Hochland Mexikos, das Industriedreieck Mumbai, Pune und Bangalore in Indien sowie der Großraum Shanghai in China. Im Zentrum der Untersuchung stand die Erstausbildung im technischen Bereich in verschiedenen Ausprägungsformen. Mit Blick auf die MNU-Strategien zeigte sich, dass die Strategien zur Implementierung umfassender technischer Ausbildung überwiegend dezentral in den MNU-Niederlassungen anzutreffen sind. Es gibt aber auch Ausnahmen, gerade bei Standortneugründungen besonders von Global Playern, in denen die Zentralen von Anfang an ihre Ausbildungszentren – gerade mit Blick auf die Schulung der neuen Belegschaft – mitplanen. Obwohl dezentral, lehnt sich diese Ausbildung in den mexikanischen, indischen und chinesischen Werken an in Deutschland übliche Prinzipien an, die auf dem dualen Ausbildungssystem basieren. Auch wenn in den Untersuchungsregionen nicht unbedingt ‚dual‘ im Sinne einer Lernortkooperation von beruflicher Schule und Betrieb organisiert, verbindet sich dort mit dieser Ausbildung die strukturierte, systematisch geplante, praxisorientierte und didaktisch reflektierte Ausbildung an zeitgemäßen Maschinen, einschließlich der Vermittlung von Selbst- und Sozialkompetenzen. Dabei prägen normative Prinzipien darüber, wie Ausbildung erfolgen soll, die konkreten Lehr- und Lernformen. Dieser „Geist der Dualität“ (Gonon 2012) verbreitet sich international über Boundary Spanner (wie in Deutschland sozialisierte Meister und Ausbilder) im MNU, aber auch über externe Stakeholder des internationalen Policy-Transfers. Einer umfassenden Realisierung dieser Leitidee stehen in den Betrieben aber Rentabilitätsfragen gegenüber. Aus diesem Spannungsfeld normativer Vorstellungen über ‚gute Ausbildung‘ und tatsächlichen Qualifizierungserfordernissen resultiert Folgendes: Eine umfassende Ausbildung für größere Teile der Belegschaft ist z.B. in der Chemieindustrie, im Maschinen- und Anlagenbau und bei den Automobilmarkenherstellern anzutreffen; dagegen werden bei Montagearbeiten wie in der Elektronikproduktion oder Autoteilezulieferung nur ausgewählte Produktionsspezialisten benötigt. Um die Arbeitskräfte auszubilden, stehen den untersuchten Betrieben unterschiedliche Optionen offen, die sie entweder ausschließlich oder kombiniert nutzen: Sie bilden intern aus, kooperieren mit lokalen berufsvorbereitenden Schulen, wenden sich an private Ausbildungsanbieter oder stimmen sich mit anderen (insbesondere deutschen) Produktionsbetrieben ab. Dabei verändern sich die Lösungen im Laufe der Zeit je nach betrieblichen Bedarfen. Doch was hier als vielgestaltiges Bild erscheint, weist regional typische Muster auf. Die Anschlussfähigkeit des örtlichen berufsvorbereitenden Schulsystems spielt dabei eine wesentliche Rolle. So zeigt sich im Großraum Shanghai, dass die Berufsschulen für die Betriebe anschlussfähig sind und sie daher eng mit ihnen zusammenarbeiten. Dies reflektiert Chinas Berufsbildungssystem, in dem Akteure über die Bildungspolitik eine Modernisierungspolitik betreiben. Dagegen ist in den indischen Metropolen ein eher inselhafter Charakter innerbetrieblicher Ausbildung anzutreffen, was mit dem dortigen liberalen, fragmentierten Berufsbildungssystem zu erklären ist. In Mexiko mischen sich einzelne Arrangements zwischen Regierung und Betrieben mit der Initiative, ein duales Ausbildungssystem nach deutschem Modell (MMFD) landesweit zu implementieren. Die Ergebnisse zeigen, dass in den Untersuchungsregionen diverse Akteure das Ausbildungsgeschehen prägen, weit über MNU-interne Praktiken hinaus. Diese Akteure sind international geprägt und vernetzt. Sie prägen die jeweilige lokale “action arena”, wo sich der duale Ausbildungs-„Geist aus der Flasche“ mit konkreten betrieblichen Bedarfen und institutionellen Voraussetzungen mischt.

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