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Flüchtlingslager. Geschichte einer humanitären Technologie
Antragsteller
Professor Dr. Joël Glasman
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Förderung
Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 267222763
Humanitäre Nothilfe in Flüchtlingslagern ist in Afrika keine Ausnahmesituation. Seit einem halben Jahrhundert prägen Flüchtlingslager die Geschichte des Kontinents. Von der Entstehung des UNO Flüchtlingswerks (UNCHR, 1951) bis zu den heutigen Flüchtlingswellen aus der Zentralafrikanischen Republik nach Kamerun (2014) haben sich Flüchtlingslager als das dominante standardisierte Instrument für die Versorgung und Unterbringung von Flüchtlingen durchgesetzt. Anthropologen, Soziologen, Politologen und Geographen haben bereits wichtige Studien zu Flüchtlingslagern vorgelegt, historische Untersuchungen sind jedoch bisher ein Forschungsdesiderat. Das hier vorgestellte Projekt untersucht Flüchtlingslager als technisches Dispositiv der globalisierten humanitären Hilfe. Es analysiert wie seit der Gründung des UNHCR im Jahre 1951 ein Ensemble von physischen Artefakten (Zelte, Kits, Gegenständen), wissenschaftlichen Komponenten (Handbücher, Verfahren, Statistiken), Normen (Regeln, rechtlichen Kategorien) und Experten (Ingenieure, Ärzte, Stadtplaner, Architekten) entstanden ist. Das Projekt analysiert zunächst die Kontroversen um die Planung von Flüchtlingslagern, zweitens die Standardisierung von Verfahren, und drittens die kreative Anpassung der Lagertechniken durch die Hilfsempfänger. Empirisch konzentriert sich das Vorhaben auf drei Aspekte der Lagertechnologien: a) das Screening von Flüchtlingen, die durch die Auswertung der technical mission reports im Archiv von UNHCR in Genf Archiven analysiert wird; b) die Konzeption und Planung von Modelllagern, deren Entstehung in der Grauliteratur und Handbüchern des UNHCR nachgegangen wird und c) die Frage der Zuteilung der Hilfe, die durch Feldforschung und Experteninterviews in den Flüchtlingslagern um Meiganga (Nordosten von Kamerun) herausgearbeitet werden soll. Dieses Projekt kann als historische Analyse einen wichtigen Beitrag zum Schwerpunktprogramm leisten, indem es das Flüchtlingslager als Technik der humanitären Ordnung untersucht. Flüchtlingslager verknüpfen verschiedene Bereiche (Gesundheit, soziale Kategorisierung, juristische Normen, Sicherheitsfragen) und vernetzen verschiedene Akteure und Interessen (Experten, NGO Angestellte, Flüchtlinge, lokale Bevölkerung, usw.). Sie sind daher in ein gutes Beispiel, um die Artikulation von Visionen globaler Ordnungen und lokale Ordnungskonstellationen zu studieren.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme