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Schulden, Reformen, Kriege. Russlands Staatsfinanzen in der Zeit der Napoleonischen Kriege 1796-1816.

Antragsteller Dr. Benjamin Conrad
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2014 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 267276794
 
Das Projekt Schulden, Reformen, Kriege. Russlands Staatsfinanzen in der Zeit der Napoleonischen Kriege 1796-1816 versteht sich als ein Beitrag zur Erforschung der Staatsfinanzen im Russländischen Reich in der Zeit des Übergangs von der Neueren zur Neuesten Zeit. Übergeordnete Leitfrage ist die nach dem Funktionieren des Imperiums. Obwohl zum Zeitpunkt des Todes Katharinas der Großen 1796 die Schulden Russlands bei seiner Bevölkerung durch Assignatenschuldscheine bereits 158 Mio. Rubel und dazu noch weitere 40 Mio. Rubel im Ausland betrugen, wuchs allein die Assignatenschuld 1815 auf den Wert von 825 Mio. Rubeln an, also etwa auf das acht-fache der jährlichen Einnahmen. Mehrmals versuchten sich Finanzminister und -beamte an Reformen der Staatsfinanzen, doch fanden sie kein Mittel, die enormen Kriegskosten anders als durch die Ausgabe weiterer Assignaten zu decken. Somit geriet das Reich in eine nie dagewesene Verschuldungs- und Zwangsmodernisierungssituation. Trotz dieser extremen Zuspitzung im Bereich der Staatsfinanzen ging das Russland, anders als vielfach deutsche Staaten der Frühen Neuzeit, nicht etwa bankrott, sondern überstand diese schwere Krise, auch wenn sich die Bereinigung der daraus resultierenden Probleme bis in die 1840er Jahre hinzog. Das vorliegende Projekt möchte sich dem Thema in vier Dimensionen widmen. Ziel der ersten Dimension ist die Untersuchung der zyklisch aufeinanderfolgenden vergeblichen Versuche der russländischen Finanzpolitik, die Einnahmen und Ausgaben des Staates miteinander in Einklang zu bringen. In der zweiten Dimension soll im Bereich der Grundlagenforschung geklärt werden, mit welchen Horizonten des Denkens Institutionen um 1800 neu organisiert wurden, welche politische Maßnahmen im Rahmen der damaligen Staatswissenschaft als rational galten und welche Möglichkeiten und Probleme in der Praxis bestanden. Die dritte Dimension eine Verbindung zwischen Finanz- und Gesellschafts- sowie politischer Geschichte herstellen, in dem politische und soziale Handlungsspielräume von Akteuren aufgezeigt und die Kreditoren des Staates untersucht werden. Zu dieser Dimension gehört auch eine Analyse des behördlichen Apparats des 1802 gegründeten Finanzministeriums Russlands. In der vierten Dimension wird exemplarisch die Situation vor Ort anhand von zwei ausgewählten Städten untersucht. Das Projekt möchte somit eine Lücke im Bereich der inneren Entwicklung Russlands nach den Reformen Katharinas der Großen, zu den bereits vielfach geforscht wurde, schließen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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