Motor-Priming aus einer Embodied Cognition Perspektive: Ein kraftdynamischer Test mit numerischen Aufgaben
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Zahlreiche Studien haben eine enge Verbindung zwischen Zahlen und Raum nachgewiesen, so dass größere Zahlen mit der rechten Seite des Raums assoziiert werden, während kleinere Zahlen mit der linken Seite verknüpft sind. Dieses Phänomen wird als räumlich-numerische Assoziation (SNA) bezeichnet und wurde ausführlich dokumentiert. Zusätzlich wurden in verschiedenen Studien vertikale SNA-Effekte berichtet. Der Zusammenhang zwischen Raum, Zahlen und Handlung lässt sich mit der von Walsh (2003; 2014) vorgeschlagenen "A Theory of Magnitude" (ATOM) erklären. Nach dieser Theorie werden Größen, einschließlich der numerischen Größe, der Zeit und der Mengen, in gemeinsamen frontoparietalen Bereichen des Gehirns verarbeitet. Infolgedessen sind numerische Größen eng mit wahrnehmungsbezogenen und motorischen Größen verknüpft, wodurch Zahlen, Wahrnehmung und Handlung effektiv miteinander verbunden werden. Eine alternative Sichtweise von Fischer (2012) führte einen konzeptionellen Rahmen ein, der zwischen hierarchisch organisierten, geerdeten, verkörperten und situierten Ebenen der Zahlenrepräsentation und -verarbeitung unterscheidet und Einblicke in unterschiedliche Ursprünge für räumliche Assoziationen von Zahlen bietet. Während sich evolutionäre Zwänge auf die Erdung und sensorisch - motorische Erfahrungen auf die Verkörperung beziehen, spiegeln situierte Einflüsse auf SNAs aktuelle Aufgabenbeschränkungen wie die Körperhaltung wider. Obwohl SNAs für einzelne Zahlen gut etabliert sind, bleibt die Interaktion von Zahlendarstellungen und Raum in mathematischen Aufgaben ein Thema der Debatte. Shaki et al. (2018) schlugen das Modell der arithmetischen Heuristiken und Verzerrungen (AHAB) vor, das drei konkurrierende Mechanismen der numerischen Kognition identifiziert: die „mehr oder weniger“ Heuristik, die Zeichen-Raum-Assoziation und die Verankerungsverzerrung. Diese arithmetischen Verzerrungen (Biases) sind mit der bereits erwähnten dreistufigen Hierarchie der verkörperten Kognition verbunden. Dieses Projekt zielte darauf ab, die Auswirkungen von gerichteter isometrischer Kraft auf räumlich-numerische Assoziationen auf drei konzeptionellen Ebenen zu untersuchen, die geerdete, verkörperte und situierte Kognition widerspiegeln. Das erste Ziel dieses Projekts war es, Vorhersagen über Kongruenzeffekte zu untersuchen, die aus der hierarchischen Verkörperung der Kognition abgeleitet wurden, in Anlehnung an das von Shaki et al. (2018) vorgeschlagene AHAB-Modell. Diese Untersuchung wurde im Rahmen einer einstelligen Rechenaufgabe (SDA) durchgeführt. Zweitens konzentrierte sich das Projekt auch auf die Zufallszahlengenerierung (RNG) als eine Form der situierten Zahlenverarbeitung. Von besonderem Interesse war die Empfindlichkeit dieser Aufgabe gegenüber situierten Beschränkungen, wie dem ausgeübten Kraftvektor. Vor dieser Studie gab es keine Forschung, die die Auswirkungen der Zahlengenerierung auf die Kraftproduktion untersucht hätte. Der Vergleich bezog sich auf Zahlen, die unter bestimmten Bedingungen erzeugt wurden, wie z. B. links/rechts und oben/unten mit der Hand drückend, sowie auf Kraftprofile für kleine und große Zahlen. Das Hauptaugenmerk lag auf der Untersuchung, wie sich die Handlung, insbesondere die isometrische Kraft, auf die räumlich-numerischen Assoziationen entlang der horizontalen und vertikalen Kardinalachsen auswirkt. Die Kraft wurde mit einem Kraftsensor gemessen, der eine hohe zeitliche Auflösung gewährleistet.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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A Developmental Embodied Choice Perspective Explains the Development of Numerical Choices. Frontiers in Psychology, 12.
Michirev, Alexej; Musculus, Lisa & Raab, Markus
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Location, Timing, and Magnitude of Embodied Language Processing: Methods and Results. Handbook of Embodied Psychology, 245-263.
Gianelli, Claudia & Kühne, Katharina
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Separation/connection procedures: From cleansing behavior to numerical cognition. Behavioral and Brain Sciences, 44.
Felisatti, Arianna; Fischer, Martin H.; Kulkova, Elena; Kühne, Katharina & Michirev, Alexej
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Where is your time? Focus on spatial language activates horizontal time representations [Conference talk]. Embodied and Situated Language Processing Conference. Current Directions and Future Perspectives (ESLP 2021), online
Kühne, K. & Miklashevsky, A.
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Situated flexibility of time concepts: The role of task [Conference talk]. 22nd meeting of the European Society for Cognitive Psychology (ESCoP 2022), Lille, France
Miklashevsky, A. & Kühne, K.
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Space-valence mapping of social concepts: Do we arrange negative and positive ethnic stereotypes from left to right?. Frontiers in Psychology, 13.
Kühne, K.; Nenaschew, K. & Miklashevsky, A.
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The connection of force and number magnitude is measured in the hand. [Conference talk]. 64th Conference of Experimental Psychologists (TeaP 2023), Cologne, Germany
Michirev, A.; Raab, M.; Fischer, M. H.; Kühne, K. & Lindemann, O.
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Theoretical position on embodied bounded rationality: The body is an informant for choices. [Conference talk]. 52nd Congress of the German Psychological Society (DGPS 2022), Hildesheim, Germany
Michirev, A.; Musculus, L. & Raab, M.
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Automatic activation of grip force magnitude during number magnitude processing. [Poster presentation]. 65th Conference of Experimental Psychologists (Teap 2023), Trier, Germany
Michirev, A.; Kühne, K.; Lindemann, O.; Fischer, M. H. & Raab, M.
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Deine Finger sind kleine Mathe-Genies! Stichting In-Mind Foundation
Michirev, A.; Iskra, M. & Voigt, L.
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How to not induce SNAs: The insufficiency of directional force. PLOS ONE, 18(6), e0288038.
Michirev, A.; Kühne, K.; Lindemann, O.; Fischer, M. H. & Raab, M.
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In first wave COVID-19 survivors cognitive inhibition mediates the effect of insomnia on the strength of the Operation sign spatial association [Poster presentation]. European Workshop in Cognitive Neuropsychology (EWCN), Bressanone, Italy
Kühne, Canessa, N.; Rossato, F. & Gianelli, C.
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Negation has a size! Number magnitude corresponds with set-size in linguistic negation [Poster presentation]. 10th Mind, Brain, Body Symposium (MBBS), Berlin, Germany, March 14–17, 2023
Jeglinski-Mende, M. A. & Kühne, K.
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The SNARC effect relies on an allocentric frame of reference [Poster presentation]. 10th Mind, Brain, Body Symposium (MSSB), Berlin, Germany
Kühne, K.; Lindemann, O. & Fischer, M. H.
