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Selbstregulative Mechanismen des Gedankenabschweifens: Ein State-Trait Modell

Antragsteller Professor Dr. Jan-Thoralf Rummel, seit 2/2016
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 268313294
 
Das Phänomen des unwillkürlichen Abdriftens der eigenen Gedanken zu Inhalten, die nicht mit der aktuellen Tätigkeit in Zusammenhang stehen, wird in der kognitionspsychologischen Forschung als Gedankenabschweifen (Mind-Wandering) bezeichnet. Bestehende theoretische Modelle des Gedankenabschweifens begreifen die Tendenz zur gedanklichen Beschäftigung mit aufgabenirrelevanten Inhalten als eine stabile Persönlichkeitseigenschaft (Trait). Ausgehend von der Annahme, dass solche aufgabenirrelevanten Gedanken jedoch auch von situativen Faktoren (States) beeinflusst werden, zielt das vorliegende Forschungsprogramm darauf ab, ein State-Trait Modell des Gedankenabschweifens zu entwickeln. Die zentrale Annahme lautet, dass abschweifende Gedanken nicht generell unterdrückt, sondern situationsangemessen reguliert werden. Dieser Annahme liegt die Idee zugrunde, dass abschweifende Gedanken unter bestimmten Umständen adaptiv sein können. So kann es etwa sinnvoll sein, bei leichten Tätigkeiten über dringliche Probleme und deren Lösungen nachzudenken, dies aber bei anspruchsvollen Tätigkeiten zu unterlassen. Dieser Annahme folgend soll zunächst gezeigt werden, dass Gedankenabschweifen einer metakognitiven Steuerung unterliegt, die eine situationsangemessen Regulation des Ausmaßes abschweifender Gedanken erlaubt. Das hier vorgeschlagene Selbstregulationsmodell geht somit über bisherige Trait Ansätze hinaus indem es eine gezielte, situationsangemessene Regulation mittels spezifischer zentral-exekutiver Kontrollprozesse annimmt. Darauf aufbauend zielt das Forschungsprogramm auf die Untersuchung momentaner internaler Zustände einer Person und ihre Auswirkungen auf die Regulation des Gedankenabschweifens ab. Basierend auf aktuellen Selbstregulationsansätzen wird hierbei postuliert, dass vor allem motivationale und emotionale Zustände sowie der Grad der Selbstregulationserschöpfung die Gedankenregulation beeinflussen. Darüber hinaus soll im Rahmen dieses Forschungsprogramms die zentrale Annahme der Adaptivität abschweifender Gedanken auch experimentell untersucht werden. Entsprechend wird geprüft, ob das Vorliegen einer unerledigten Handlung bzw. eines ungelösten Problems zu einer verstärkten mentalen Beschäftigung mit diesen unerledigten Aufgaben führt und ob sich diese in einer verstärkten Beschäftigung mit aufgabenirrelevanten Gedanken manifestiert. Zusammenfassend besteht das übergeordnete Ziel des hier vorgeschlagenen Forschungsprogramms darin, ein integratives State-Trait Modell des Gedankenabschweifens zu entwickeln, welches es nicht nur erlaubt, bestehende, widersprüchliche empirische Befunde zu aufgabenirrelevanten Gedanken zu integrieren, sondern darüber hinaus auch eine Brücke schlägt zwischen kognitiven Modellen der zentral-exekutiven Kontrolle und neueren Selbstregulationsansätzen. Diese Erkenntnisse können wichtige Ansatzpunkte für das Verständnis der Rolle nicht-aufgabenbezogener Gedanken und deren erfolgreicher Selbstregulation eröffnen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Ehemaliger Antragsteller Dr. Christian Dennis Boywitt, bis 1/2016
 
 

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