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Experimentelle Untersuchungen zur Rolle von Higher-Order Beliefs über die kognitiven Fähigkeiten Anderer in Koordinationsspielen

Fachliche Zuordnung Wirtschaftstheorie
Förderung Förderung von 2015 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 268377548
 
Ziel dieses Projektes ist es, ein besseres Verständnis für die möglichen Ursachen für Koordinationsversagen in strategischen Situationen wie z. B. in Finanzmärkten oder bei Bank Runs zu gewinnen.John Maynard Keynes (1936) hat mit seinem berühmten Vergleich des Finanzmarktes mit einem Schönheitswettbewerbs gezeigt, dass eine gute Investmentstrategie nicht nur auf den wahren Werten der Anlagen, sondern auch auf der Einschätzung der wahren Werte der Anderen, sowie auf der Einschätzung aller über die Einschätzungen der wahren Werte aller, usw. ad Infinitum, basiert. Das Spiel, das die Investoren spielen ist demnach in erster Linie ein Koordinationsspiel in welchen diese Einschätzungen "höherer Ordnung" aller Marktteilnehmer von Bedeutung sind.Die theoretische Literatur zu diesem Thema zeigt, dass das Ergebnis von Koordinationsspielen selbst von kleinen Änderungen in den Einschätzungen höherer Ordnung stark beeinflusst werden kann. Die experimentelle Literatur hingegen zeigt, dass Spieler selten Einschätzungen hoher Ordnung benutzen. Diese Literatur konzentriert sich dabei auf zwei Aspekte: der Abwägung zwischen Risiko-dominanz ("weniger Risiko") und Pareto-dominanz ("höhere Gewinne") und den Einfluss von unvollständiger Information über die möglichen Auszahlungen.Unser Beitrag hingegen konzentriert sich auf ein drittes Problem welches auf unterschiedlichen kognitiven Fähigkeiten der Spieler basiert: es ist möglich, dass einige Spieler nicht alle ihnen zur Verfügung stehenden Optionen erkennen. Theoretisch sollte daher die Entscheidung einer rationalen Spielerin auch von ihrer Einschätzung über die Einschätzungen ihres Mitspielers (unter anderem auch seinen Einschätzungen höherer Ordnung über ihre kognitiven Fähigkeiten) abhängen. Unser Experiment, welches diesen Aspekt untersucht, basiert auf den Experimenten von Blume and Gneezy (2000, 2010), in welchen sie die Teilnehmer Koordinationsspiele spielen lassen, in denen die optimale Koordinationsstrategie nicht für jeden sofort erkennbar ist. Sie haben dabei zwei Tests durchgeführt: 1) Ein Spieler spielt dieses Spiel gegen sich selbst und 2) Zwei Spieler spielen gegeneinander.Blume und Gneezy konnten dabei zeigen, dass viele der Probanden in Test 1 optimal spielen, jedoch nicht in 2. Sie erklären das mit pessimistischen Einschätzungen der Teilnehmer über die kognitiven Fähigkeiten ihrer Mitspieler.Wir schlagen einen dritten Test vor: 3) Eine Spielerin wettet auf die Wahl eines anderen Spielers, der das Spiel gegen sich selbst spielt (wie in Test 1). Ein Spieler mit pessimistischen Einschätzungen wird in Test 2 und 3 weiterhin nicht die optimale Strategie wählen, ein Spieler mit nicht-trivialen Einschätzungen höherer Ordnung könnte jedoch in Test 3 die optimale und in Test 2 eine nicht optimale Strategie wählen. Dadurch ist es uns möglich experimentell zu ermitteln, ob der Hauptgrund für Koordinationsversagen pessimistische Einschätzungen oder die Einschätzungen höherer Ordnung sind.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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