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Die limpieza de sangre in Hispanoamerika

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2006 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 26865988
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Prinzip der limpieza de sangre („Reinheit des Blutes") woirde in Hispanoamerika ein wesentliches Kriterium für gesellschaftliche Zugehörigkeit. Die Legitimität der Herkunft und der Eheschließung sollten die Übertragung und Wahrung des christlichen Wertesystems in Amerika garantieren. Die anfangs angestrebte neue Gesellschaft der Indias zerfiel in zwei getrennte Gemeinwesen, die república de espanoles und die república de indios. Doch dieses Konzept der Trennung scheiterte. Die gesellschaftliche Realität war schon nach einer Generation eine Mischgesellschaft. Dazu kamen immer mehr Sklaven aus Afrika und Emigranten aus Europa. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts versuchte die Kronverwaltung, die koloniale Ordnung durch die Segregation der verschiedenen Bevölkerungsgruppen nach ethnischen und sozialen Kriterien aufrechtzuerhalten. Aber auch wenn die weiße Bevölkerungsschicht die Macht für sich in Anspruch nahm, stand nicht ihr allein der Zugang offen. So machte das Entstehen dieser überaus mobilen sociedad de castas in den Kolonien die Durchsetzung der mittelalterlich hierarchischen Werte- und Gesellschaftsordnung im Mutterland unmöglich. Herkunft, Religion und Reinheit bestimmten die Zugehörigkeit zur privilegierten Schicht, während jede Art von „Rassenvermischung" (mezcla de raza) den Ausschluss bedeutete. So mussten Strategien entwickelt werden, um sich aus der in einer mehrheitlich mestizisch geprägten Gesellschaft zu lösen. Die Fallstudien aus Inquisitionsakten haben gezeigt, dass der soziale Status einer Person nicht allein durch die ethnische und familiäre Herkunft, sondem auch durch Wohlstand und Ämterkauf erhöht werden konnte. So wurde die Überschreitung der Grenzen zur Norm. Mestizen fanden nun Zugang zu cabildos (Stadträten), Zünften, Bruderschaften und sogar zum Klerus. Biologisch-rassistische Ausgrenzung betraf aber auch die Mulatten, die sich durch die Überwindung der barrera de color (Barriere der Hautfarbe) „aufzuweißen" versuchten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • „Forschungsperspektiven der limpieza de sangre". In: Thomas Frank u.a. (Hgg.): Topik und Tradition, S. 127-143, Göttingen 2007
    Böttcher, Nikolaus
  • „Topik und Recht. Die juristische Diskussion um Hospitalreformen und Limpieza de sangre im 15. und 16. Jahrhundert". FUB/FMI, Oktober 2008
    Böttcher, Nikolaus
  • El peso de la sangre. Limpios, mestizos y nobles en el mundo hispänico. El Colegio de Mexico. Mexiko 2011
    Böttcher, Nikolaus, Bernd Hausberger und Max Hering Torres
  • „Ahnenforschung in Hispanoamerika: „Blutsreinheit" und die Castas-Gesellschaft in Neu-Spanien". In: Harding, Elisabeth u. Hecht, Michael (Hgg.): Selektion - Initiation - Repräsentation. Die Ahnenprobe in der Vormoderne. Rhema-Verlag Münster 2011, S. 351-387. Schriftenreihe des SFB „Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme"
    Böttcher, Nikolaus
  • „Utopie und Wirklichkeit im spanischen Kolonialreich". In: Geus, Klaus (Hg.): Utopien, Zukunftsvorstellungen, Gedankenexperimente" Peter Lang Verlag Frankfurt/M. 2011, S. 129-153
    Böttcher, Nikolaus
 
 

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