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Tempelinventare und andere Kleinfunde aus der Oberstadt von Bogazköy/Hattusa (Grabungskampagnen 1978-1992)

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2006 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 26906924
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die in den Jahren 1978 bis 1992 ausgegrabenen Tempelviertel in der Oberstadt der hethitischen Haupstadt Hattusa, dem modernen Bogazköy, stellen einen außerordentlichen Befund dar. Die 29 Tempelanlagen der Oberstadt enthielten reichhaltige, im Füllschutt der Kellerräume geborgene Inventare aus hethitischer Zeit (15.-13. Jahrhundert v. Chr.), die Gegenstände kultischer Funktion, Gebrauchsgerät, Waffen, Schmuck, Siegel und gesiegelte Tonbullen, Schriftdokumente sowie Gebrauchskeramik umfassen. Darüber hinaus wurden die Reste von 37 weiteren Gebäuden freigelegt. Die Fundkomplexe aus den Tempeln und Häusern der Oberstadt boten die seltene Gelegenheit, Inventare im archäologischen Kontext zu untersuchen und die Fundgruppen mit den verschiedenen Tempelbereichen zu korrelieren. Gegenstand dieses Forschungsprojektes ist die Vorlage des hethitischen Kleinfundmaterials aus den Tempelvierteln der Oberstadt von Hattusa unter besonderer Berücksichtigung der Fundzusammenhänge. Das Material umfaßt 3140 Fundgegenstände. Im Gegensatz zu bisherigen Kleinfundpublikationen sind die Funde nicht nach Material, sondem nach Funktionsgattungen gegliedert (z.B, Geräte und Werkzeuge, Gegenstände für den kultischen Gebrauch, Schmuck und Gewandverschlüsse, militärisches Gerät, Verzierungen und Beschläge, Dokumente). Hierdurch wird die Übersichtlichkeit im Hinblick auf die Auswertung der Gebäudeinventare erhöht. Die Untersuchung zur Verteilung funktionsspezifischer Inventare auf die einzelnen Fundbereiche der Tempel ergab folgende Aussagen: 1. der bei weitem größte Anteil der Kultgeräte stammt aus dem Bereich des Vorraums zur Cella bzw. aus dem darunter befindlichen Untergeschoß. Außerdem scheint der rechte Seitenflügel zur Aufbewahrung von Kultgerät größere Bedeutung zu haben; 2. Texttafeln und Tonbullen stammen in erster Linie aus den beiden Seitenflügeln, kleinere Mengen kommen aus dem Bereich des Vorraumes zur Cella und der Cella; 3. der größte Anteil an Waffen wurde im rechten Seitenflügel angetroffen; 4. die Fundgruppe Schmuck und Verzierungen überwiegt dagegen im linken Seitenflügel, Besonders auffällig ist die geringe Anzahl von Werkzeugen zur Metall- sowie Leder- und Textilverarbeitungsgeräten aus Tempelkontexten, die im gesamten Fundmaterial fast jeden vierten Fund ausmachen. Die Schwerpunkte bei den Hausinventaren liegen dagegen bei den Geräten zur Bearbeitung von Textilien und Leder, Schmuck und Verzierungen sowie Werkzeugen zur Metallbearbeitung. Aufgrund der Lagerung von Gegenständen im Unter- und Obergeschoß der Tempel und die gewollte Gruppierung von Gebäuden erhalten wir eine klare Vorstellung von der wirtschaftlichen Bedeutung des zentralen Tempelviertels der Oberstadt von Hattusa. Es handelt sich nicht nur um die Anlage von Gebäuden zu kultischen Zwecken, sondem auch um Wirtschaftseinheiten zur Herstellung von kultischen Gegenständen sowie Gütern aus Metall, Leder und Textilien. Der archäologische Befund erhärtet diese Interpretation, da im Zusammenhang mit den Häusem Gußformen zur Herstellung von Kupferbarren, Werkzeugen, Waffen und Schmuck sowie Schlacke, Brenn- und Töpferöfen gefunden wurden. Die Häuser außerhalb der Tempelkomplexe sind deshalb auch nicht als Wohnhäuser, sondem vielmehr als Werkstätten zu betrachten. In seiner baugeschichtlichen Darstellung zur Gestaltung und Entwicklung der Oberstadt postuliert der Ausgräber, P. Neve, die rasche zeitliche Aufeinanderfolge der hethitischen Bauschichten 4-2 in der Oberstadt und die Datierung aller drei Bauperioden in das 13. Jh. v. Chr., und zwar in die Regiemngszeit Tuthaliyas IV. und Suppiluliumas II. Dieser zeitliche Ansatz der Oberstadtentwicklung läßt sich aufgrund des Befundes der Tempelinventare nicht aufrecht erhalten. Dieser spricht vielmehr für eine Datierung der Oberstadt 3 bereits in das 14. Jh. v. Chr.

 
 

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