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Das verdatete Tier. Zum Animal Turn in der Medienwissenschaft
Antragsteller
Professor Dr. Stefan Rieger
Fachliche Zuordnung
Theater- und Medienwissenschaften
Förderung
Förderung von 2015 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 269221844
Die Forderung nach artenübergreifender Kollaboration verändert gängige Positionsbestimmungen zwischen Menschen, Tieren, Pflanzen, Artefakten und einer zunehmend mediatisierten Umwelt. Der anthropozentrische Blick und die über lange Zeit verbürgte Überlegenheit des Menschen gegenüber dem Tier taugen nicht länger zur Beschreibung aktueller Lagen. Nicht zuletzt unter dem Druck der Human-Animal-Studies, post- und transhumaner Denkströmungen sowie veränderter Vorstellungen von Handlungsträgerschaft gewinnen Kollaborationen und Kommunikationen zunehmend an Kontur. Konsequent ist deshalb die Erweiterung der Akteure, das systematische Einbeziehen von Pflanzen, Pilzen, Insekten, Mikroben, technischen Artefakten und schlussendlich die Öffnung zu lange Zeit in Misskredit geratenen Konzepten wie dem der Ganzheit.Das resultiert in einer Bewegung, die man bei allen Vorbehalten gegenüber der Rede vom Turn als 'Multispeckes Turn' in der Gegenwartskultur beschreiben kann. Diese Bewegung hat ihren Ort in Wissenschaft, Kunst, Politik und Gesellschaft. Eine Beforschung aus der Perspektive und mit dem Rüstzeugt einer kulturwissenschaftlich ausgerichteten Medienwissenschaft drängt sich geradezu auf, dreht sich dieser Turn doch auch immer wieder um die Kollaboration mit medialen Techniken. So werden Tiere und Organismen konkret als Sensoren für die Krebserkennung oder als biologische Speicher für kulturelle Überlieferungsszenarien der Zukunft verwendet – zwei exemplarische Bereiche, in denen sich ihre Überlegenheit gegenüber technischen Varianten auszahlt. Was zwischen den Arten changiert, ist bisher theoretisch höchstens ansatzweise erfasst. Damit ist ein Defizit benannt, auf das die neu entstehende Disziplin der Animal-Computer-Interaktion ausdrücklich hinweist. Dieses Defizit zu schließen und dabei sowohl die Ebene der ethischen Reflexion und die einer politischen Verantwortlichkeit im Blick zu halten, ist neben der Rekonstruktion exemplarischer Phänomene erklärtes Ziel des gesamten Vorhabens.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen